Zwischennutzung: Ein "Vogelhaus" gegen die Leere

Zwischennutzung: Ein "Vogelhaus" gegen die Leere
Zwischennutzungsprojekt soll altes Bankgebäude und ein Grätzel beleben.

Vor dem nicht mehr funktionsfähigen Bankomaten wurde ein Braukessel aufgestellt, im ehemaligen Bankfoyer bieten zwei Jungdesigner modische Klebetattoos an und im alten Büro des Vorstands ist nun die Redaktion eines Stadtmagazins untergebracht.

Während die Gebäudeeigentümer der ehemaligen Verkehrskreditbank in der Auerspergstraße 17 (8. Bezirk) darauf warten, dass die Pläne für ihr neues Wohnprojekt abgesegnet werden (was im Winter diesen Jahres der Fall sein soll), nutzen Grafiker und Bierbrauer, Designer und Journalisten die Räumlichkeiten vorübergehend als Büro. Auf 2000 Quadratmetern sind in dem "Birdhouse" (dt. Vogelhaus), wie das Projekt genannt wird, 24 Büros, einige Gemeinschaftsküchen, sowie ein Straßenlokal, ein Sitzungssaal und ein Theaterkeller untergebracht.

Zwischennutzung: Ein "Vogelhaus" gegen die Leere
Zwischennutzung nennt sich dieses Konzept, wenn Menschen für einen begrenzten Zeitraum in ein Gebäude ziehen, das eigentlich leer steht – etwa weil den Eigentümern noch die Genehmigung oder das Geld für die Umbauten fehlen. Die Agentur "Nest" ist seit einem Jahr darum bemüht, dieses Modell in Wien zu etablieren.

Win-Win-Win

Laut Nest-Geschäftsführer Lukas Böckle entsteht nämlich eine Win-Win-Win-Situation: Start-ups können Projekte ohne viel Risiko ausprobieren. Eigentümer bekommen die Betriebskosten erstattet, zudem wird ihre Immobilie aufgewertet. Und das Grätzel wird ebenfalls belebt.

Unter den Mietern sind auch die Designerinnen Elke Bauer und Barbara Hoffmann. Gemeinsam entwickeln sie "Happy Temporary Tattoos", die nicht für die Dauer gedacht sind, sondern nach wenigen Tagen abgehen.

Zwischennutzung: Ein "Vogelhaus" gegen die Leere
"Genial" finden die beiden ihr neues Büro in der ehemaligen Verkehrskreditbank. "Die Lage ist einfach super. Hier hat man doch alles ums Eck", sagt Bauer. So kann man etwa zum Geschäftsfrühstück ins Café Eiles, zu Mittag zur Frommen Helene und für die abendliche Nachbesprechung auf ein, zwei Spritzer ins Café Bendl gehen.

Gleich gegenüber des Birdhouses befindet sich ein weiteres Projekt, das Nest-Chef Böckle reizen würde, das ehemalige Rechenzentrum der Stadt Wien. Der sogenannte "Glaspalast" hätte eigentlich im April 2014 abgerissen werden soll. Zwei Jahre später steht er immer noch – und noch dazu leer.

Zwischennutzung: Ein "Vogelhaus" gegen die Leere
"Dieses Gebäude wäre natürlich wahnsinnig cool", sagt Böckle. Da jedoch die Hauptstromzufuhr gekappt wurde, könnte man hier nur mit Baustrom arbeiten. Für Start-ups, die auf moderne Technik und daher viel Strom angewiesen sind, ist das nicht praktikabel.

Vielleicht ist eine Zwischennutzung aber sowieso bald obsolet. Das 40 Millionen Euro teure Bauprojekt hat die Zustimmung der Bezirke Innere Stadt und Josefstadt und in der Folge die Baugenehmigung erhalten.

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