Zu Hause ist es doch am schönsten

Ein Drittel der Wiener bleibt in den Sommermonaten in der Hauptstadt. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Christine Orasch war schon in Berlin, Rom und New York. "So schön wie in Wien ist es im Sommer nirgends", sagt die 23-jährige Studentin, die von ihren Freunden kurz Tine genannt wird. Entspannt lehnt sie sich im Gartenstuhl zurück und nippt an ihrem Aperol-Spritzer.

So wie die junge Frau bleiben viele Wiener in den Sommermonaten lieber zu Hause. Laut Statistik Austria hat rund ein Drittel den vergangenen Sommer in der Hauptstadt verbracht und auf eine Urlaubsreise verzichtet. Mit der Finanzkrise hat das nichts zu tun. Im Gegenteil. Die Zahl der Wiener, die zumindest ein Mal im Jahr eine Auslandsreise unternehmen, sei in den letzten Jahren sogar gestiegen.

Tine erklärt, warum es sich trotzdem auszahlt, im Sommer in der Hauptstadt zu bleiben: "Wien ist eine Großstadt, aber trotzdem überschaubar. In keiner anderen Stadt gibt es so viel Natur. Auch an Bademöglichkeiten mangelt es nicht, wobei ich die öffentlichen Bäder eher meide." Lieber fahre sie mit dem Auto nach Greifenstein und springe dort in die Donau. In ihrer Single-Wohnung in Grinzing hat sich die Studentin ihre eigene Urlaubsoase eingerichtet. Die kleine Terrasse, die mit üppigem Pflanzengrün bewachsen ist, verbreitet mediterranes Flair. Tine: "Hier sitze ich oft mit meinen Freunden." Mit ihrer Liebe zum Wiener Sommer steht die 23-Jährige nicht alleine da. Während die einen die Freizeitangebote genießen, ist anderen eine Auslandsreise derzeit einfach zu unsicher.

Hotelbesuche In Wien bleiben bedeutet aber nicht automatisch, zu Hause zu bleiben. Vergangenes Jahr verbrachten rund 36.000 Wiener zwischen Mai und Oktober mindestens eine Nacht in einem Hotel in der Hauptstadt. Mit Treuebruch und Seitensprüngen habe das aber nichts zu tun, erklärt eine Mitarbeiterin der Statistik Austria: "Dabei handelt es sich vor allem um Seminarteilnehmer, die trotz einer eigenen Wohnung hier im Hotel übernachten."

Schließlich gibt es noch die Personen, die von der Sommersaison leben und aus beruflichen Gründen in Wien bleiben müssen. Wie zum Beispiel Renate Herrmann, die Besitzerin des gleichnamigen Heurigen in Ottakring. Für Urlaub hat sie während der Heurigensaison keine Zeit. Seit 1982 arbeitet Renate Herrmann beinahe täglich in ihrer Buschenschank - und das, obwohl sie mittlerweile bereits in Pension ist. Neben Vorbereitungen kümmert sich die Besitzerin auch selbst um das Wichtigste: den eigenen Wein. Damit hat die 64-Jährige auch an den beiden Ruhetagen jede Menge zu tun. "Viel freie Zeit für andere Aktivitäten bleibt mir da nicht", erklärt sie.

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