Ziesel "umgelenkt", um Bauprojekt zu ermöglichen
Sie sehen aus wie Mini-Murmeltiere und stehen auf der Liste der bedrohten Arten ganz oben: die Ziesel. Wie berichtet, gibt es nördlich des Stammersdorfer Heeresspitals rund 200 der streng geschützten Nager. Da auf dem Areal allerdings rund 950 Wohnungen errichtet werden sollen, ist der Bauträger "Kabelwerk" bemüht, die Tiere "sanft umzulenken". Jetzt wurden erste Teilerfolge präsentiert: Auf den Ausgleichsflächen entlang des Marchfeldkanals, die man für die Ziesel extra attraktiviert hat, wurden seit 2012 46 neue Bauten gefunden.
Das veranlasst Kabelwerk-Geschäftsführer Peter Fleissner zu Optimismus: "Wenn die Ausgleichsflächen weiter so gut angenommen werden, rechnen wir 2015 mit einem Baubeginn."
Dann würde auf der Projektfläche sukzessive der Humus abgetragen, um eine Rückwanderung der Nager zu verhindern. Das nennt sich dann "gezielte Umsiedlungsmaßnahme".
Ziesel sind am Zug
Fakt ist aber: Die Ziesel können sich im Prinzip Zeit lassen, so viel sie wollen. Denn solange auf den sechs Hektar großen Ausgleichsflächen nicht ebenso viele Tiere leben, wie auf dem 74.000 Bau-Grundstück, wird das Projekt von der MA22 (Naturschutz) nicht bewilligt. (Woher die Ziesel zuziehen – ob von der Projektfläche oder von woanders –, ist allerdings egal.)
Wissenschaftlich begleitet werden die "sanften Umlenkungsmaßnahmen" von Ilse Hoffmann von der Uni Wien. Unter anderem bohrte sie 32 sogenannte Initialröhren, die wandernden Zieseln den Umzug erleichtern sollen. Die rund 50 Zentimeter tiefen Löcher animieren kundschaftende Tiere weiterzugraben und so ihr eigenes Bausystem zu schaffen.
Das System scheint zu funktionieren: 2013 wurden 19 neue Bauöffnungen und heuer 12 weitere gefunden. In jedem der insgesamt 46 Bauten könnte ein Ziesel hausen – aber auch ein Feldhamster oder eine Maus.
Die Projekt-Gegner von der IGL Marchfeldkanal, die den Lebensraum der Nager schützen wollen, laden indes am Sonntag, 15. Juni, um 14.30 Uhr zur Ziesel-Wanderung ein (www.ziesel.org). Mit dabei sind Politiker von Grünen, FPÖ, ÖVP, NEOS und Wir für Floridsdorf (WIFF).
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