Zank um Lipizzaner

Zank um Lipizzaner
Die Rassepferde der Spanischen Hofreitschule werden zum Zankapfel der Koalition. Und niemand weiß so recht, warum.

Wenn das Wiehern der edlen Lipizzaner als Lachen interpretiert werden würde, dann hätten es die Rassepferde zurzeit recht lustig. Doch die Realität - ausgelöst durch politische Diskussionen um die Spanische Hofreitschule - sieht freilich anders aus. Denn Kulturministerin Claudia Schmied will das Gestüt und die gesamte Hofreitschule vom Landwirtschaftsministerium in ihr Ressort eingliedern: "Da die Lipizzaner auf dem besten Weg sind UNESCO-Weltkulturerbe zu werden, wäre es sinnvoll sie in das Kulturressort zu wechseln." Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich (VP) sieht das Mittwochnachmittag naturgemäß anders: "Frau Minister Schmied hat in ihrem Ressort genug Baustellen. Sie soll nicht ablenken."

Hartnäckig

Schmied, eine passionierte Reiterin, bleibt aber hartnäckig: "Die Hofreitschule würde perfekt in die Wiener Kunstmeile passen." Denn Touristenmagnete wie Burgtheater, Staatsoper, Albertina und Nationalbibliothek fallen in ihren Aufgabenbereich. Die Spanische Hofreitschule würde die Kunstmeile vervollständigen. Auch wirtschaftlich - die Hofreitschule schrieb im Vorjahr 780.000 Euro Defizit - wäre die Institution besser zu vermarkten. Etwa durch Kombi-Tickets in Verbindung mit den Prunkbauten der Kunstmeile. Schmied wird auf KURIER-Anfrage "die Spanische Hofreitschule bei den nächsten Regierungsverhandlungen zum Thema machen."

Lipizzaner-Geschäftsführerin Elisabeth Gürtler reagierte auf Schmieds Vorschlag eher reserviert: "Mir ist das ganz egal, wer der Eigentümer ist. Da mische ich mich nicht ein. Das überlasse ich der Politik. Hauptsache man lässt uns selbstständig arbeiten." Offensiver reagiert da schon der Vize-Präsident des Freundeskreises der Spanischen Hofreitschule, Josef Offenmüller: "Diese global bekannte Institution ist tatsächlich als Kulturgut zu betrachten. Die Wiener Philharmoniker sind ja auch nicht im Landwirtschaftsministerium angesiedelt." Offenmüller geht noch einen Schritt weiter: "Die Hofreitschule ist defizitär. Minister Berlakovich könnte dieses Geld doch besser für den Klimaschutz und Kleinbauern verwenden."

Im Übrigen, so der Sprecher des Freundeskreises, sind die Rassepferde rein zufällig im Landwirtschaftsministerium beheimatet: "Nach dem ersten Weltkrieg hätten die Tiere wegen der Hungersnot geschlachtet werden sollen. Der damalige Ackerbauminister übernahm die Tiere, und schützte sie."

Geldbeschaffung

Ursula Stenzel, Bezirkschefin in der City blickt mit einem Augenzwinkern in die Zukunft: "Die Hofreitschule braucht Geld. Und ich wage zu bezweifeln, ob das Kulturministerium mehr Geld zur Verfügung hat, als das Landwirtschaftsressort." Apropos Zuständigkeiten: Die touristisch genutzten Rassepferde könnten auch in das Wirtschaftsministerium passen. Doch dort zeigt man keinerlei Interesse.

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