Wohnbaustadtrat Ludwig am KURIER-Telefon
Es stinkt. Je wärmer es wird, umso unerträglicher ist der Geruch. "Wissen S’, unser Nachbar war ein richtiger Messie und hat alles gesammelt", sagt Gisela Hraby. Die Dame aus Döbling ist verzweifelt. Seit ihr Nachbar im vorigen August starb, ist die Gemeindewohnung im Parterre unbewohnt. "Nur einmal waren Leute vom Gesundheitsamt hier. Seither ist nichts passiert." Allein der Gestank auf den Fluren werde stärker.
"Wir werden uns das sofort anschauen", sagt Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ). "Möglich ist aber, dass ein Gerichtsbeschluss eine Räumung bis jetzt unmöglich gemacht hat." Ludwig notiert Namen und Telefonnummer der Anruferin und legt auf.
Am Freitag stand der Stadtrat KURIER-Lesern am Telefon Rede und Antwort. Er beantwortete Fragen rund um umstrittene Wohnungsvergaben und zweifelhafte Betriebskostenabrechnungen – so wie im Fall von Eva H. aus Floridsdorf. H. lebt in einer privaten Altbauwohnung und sie klagt: "Wir haben nun einen Brief von unserer Hausverwaltung bekommen. Und wissen S’, was da drinsteht?" Der Vermieter stellte eine drastische Erhöhung des Hauptmietzins in Rechnung. "Von 145,89 Euro, die wir bis jetzt bezahlt haben, auf ganze 416,51 Euro, die wir künftig überweisen sollen. Was soll ich tun? Kann der mich einfach kündigen?" Ludwig sagt: "Unterschreiben S’ jetzt bloß nichts. Wir schauen uns den Brief an." Nachdem er auflegt, wird Ludwig sagen, dass solche Fälle immer wieder vorkämen. "Doch eine Erhöhung ist ohne einen Bescheid des Gerichts oder der Schlichtungsstelle gar nicht möglich."
"Schauen Sie sich das an"
Es sind viele, die in dieser Telefonsprechstunde versuchen durchzukommen. Einer, dem es gelang, ist Heinrich Huber. Er sagt: "Ich wohne in jenem Teil des Rabenhofs, den Sie noch nie besucht haben." Huber klagt, dass er seine alte Gemeindewohnung verlassen musste, weil Wiener Wohnen in der Wohnung über ihm einen Umbau genehmigte, der unschöne Folgen hatte. "Dabei wurde eine tragende Mauer rausgerissen. Mit der Konsequenz, dass der Plafond runtergekommen ist." Huber konnte im Rabenhof eine neue Wohnung beziehen, ebenso die Nachbarn unter ihm. "Ich hab’ die Wohnung auch noch ordentlich übergeben. Und trotzdem will Wiener Wohnen jetzt 730 Euro von mir. Schauen Sie sich das an, Herr Stadtrat!" Und der Stadtrat versprach, eben dies zu tun. "Ich werde mir den Akt geben lassen", versprach er. "Aber irgendeinen Haken muss die Sache haben." Ludwig verspricht, zurückzurufen.
Kurz darauf läutet das Telefon schon wieder. Am Apparat: Johanna Hähner aus Ottakring. Ihr Problem: "Ich sitz’ im Finstern." Zwei Bäume vor ihrem Fenster machen Frau Hähner unglücklich. "Die Baumkronen sollten a bisserl ausgelichtet werden", meint sie. Stadtrat Ludwig zaudert. Das mit dem Auslichten sei so eine Sache. "Da wird dann schnell der Vorwurf laut, ein Baummörder zu sein." Aber nichtsdestotrotz werde sich jemand die beiden Bäume vor Frau Hähners Fenster genauer anschauen. "Wir melden uns."
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