Witwe in Wohnung eine Stunde zu Tode gequält

Der Kochlehrling mit seiner Anwältin vor Gericht
Mordprozess: "Jetzt sterben Sie langsam", kündigte ein 19-Jähriger seinem blutüberströmten Opfer an.

Zu Prozessbeginn streicht Verteidigerin Astrid Wagner heraus: Der Detailreichtum in der Anklageschrift sei ihrem Mandanten zu verdanken. Dank an den Angeklagten Erdem K. also für die Beschreibung, die sterbende Frau habe schon "verdorben zu stinken begonnen."

Und für die Schilderung, er sei mit den Händen an ihrem Blut abgerutscht, als er versucht habe, der alten Frau das Genick zu brechen.

Harter Stoff für Wiener Geschworene am Mittwoch im Mordprozess um den Tod der 72-jährigen Witwe Maria S. in ihrer Wohnung in der Davidgasse in Favoriten. Der 19-jährige "liebenswürdige, höfliche" (Anwältin) Kochlehrling besuchte am 15. Jänner 2016 seinen Bruder. Aus "Respekt" vor diesem rauchte K. nicht in dessen Wohnung, sondern im Stiegenhaus. Prompt wurde er von Maria S. zusammengestaucht. Auf dem Heimweg klopfte er die Frau heraus und richtete ein Blutbad an, für das er selbst keine Erklärung hat, und auch sonst niemand.

Der Dämon

Ein Film sei gerissen, "ich war nicht ich selbst", erklärt sich Erdem K. vor Gericht selbst für nicht zurechnungsfähig. Eine Stunde quälte der 19-Jährige die Witwe zu Tode, dabei sei er gar nicht auf Streit aus gewesen. "Wer wollte dann Streit, der Dämon in Ihnen?", wirft Richter Norbert Gerstberger ein.

"Es wurde immer schlimmer und schlimmer", sagt der Angeklagte: Er boxte die Frau zu Boden, zerschlug einen Blumenstock auf ihrem Kopf, marterte sie mit dem Feuerzeug. "Ich bin tot", soll sie gestöhnt haben. "Nein, Sie sind noch nicht tot", erwiderte er. Als sie noch um Hilfe rufen konnte, wurde sie von Nachbarn gehört, die alarmierten die Polizei, Beamte durchkämmten das Haus, aber weil es inzwischen wieder ruhig war, zogen sie ab.

Schließlich rammte er ihr 16 Mal ein Messer in den Leib. Sie soll gewimmert haben: "Aber jetzt bin ich tot", und er sagte darauf: "Ja, jetzt sterben Sie langsam." Weil er ihr blutüberströmtes Gesicht nicht mehr sehen und riechen konnte, stülpte er einen Topf über ihren Kopf. Sie schüttelte diesen ab, daraufhin schnitt er ihr die Kehle durch.

Ein Mysterykrimi wird daraus nicht, auch wenn die Anwältin aus K. herauszuholen versucht, dass ihm Stimmen etwas eingesagt hätten. "Ich habe keine Stimmen gehört", sagt er.

Auch ein Psychokrimi ist schwer auf den Boden zu bringen. Laut Gerichtspsychiater hat K. eine Persönlichkeitsstörung, ist aber zurechnungsfähig. Karl Dantendorfer hält den Angeklagten aber für gefährlich und empfiehlt (abgesehen von einer möglichen Strafe bis maximal 15 Jahre als jungen Erwachsener) die Einweisung in eine Anstalt.

Das Urteil fällt am Freitag.

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