Wilhelminenberg: Oxonitschs Zwischenbilanz

Wilhelminenberg: Oxonitschs Zwischenbilanz
Stadtrat Christian Oxonitsch zieht eine erste Bilanz in der Causa Wilhelminenberg: Alle Fälle sollten bis Ende 2012 abgearbeitet sein.

Am Donnerstag muss sich SPÖ-Stadtrat Christian Oxonitsch im Landtag einmal mehr der Causa Wilhelminenberg stellen. Der KURIER bat ihn vorab zum Gespräch.

KURIER: Mit der Distanz von einigen Wochen: Wie beurteilen Sie die Causa Wilhelminenberg heute?

Christian Oxonitsch: Dass es wichtig ist, alles lückenlos aufzuklären. Die Aufgeregtheit der ersten Wochen hat sich glücklicherweise gelegt, sodass man jetzt seriös an die Arbeit gehen kann. Wichtig ist, dass den Opfern unbürokratisch geholfen wird. Deshalb stocken wir auch die finanziellen Mittel für die Opferentschädigung auf.

Um wie viel?

Um drei Millionen auf 8,8 Millionen Euro. Es zeichnet sich ab, dass die bisherigen Mittel nicht ausreichen.

Wie viele Menschen haben sich beim „Weissen Ring“ bisher gemeldet?

Seit März 2010 haben sich in Summe 814 Personen gemeldet. Davon sind knapp 350 der Causa Wilhelminenberg geschuldet. Insgesamt wurden bereits 294 Fälle behandelt. 223 Personen erhielten eine finanzielle Entschädigung. In 200 Fällen wurde eine therapeutische Betreuung bewilligt.

Wie lange wird es dauern, die Fälle abzuarbeiten?

Ende 2012 sollten die 814 Fälle abgearbeitet sein.

Die FPÖ lädt am Donnerstag zum Sonderlandtag. Die Kritik lautet: Man sieht sich nur das Heim am Wilhelminenberg an.

Die Historikerkommission befasst sich schon länger mit den Zuständen in Wiener Heimen. Doch die Vorwürfe zum Thema Wilhelminenberg hatten eine völlig neue Dimension, die über strukturelle Gewalt hinausging.

Hat sich diese neue Dimension bereits bestätigt?

Für eine solche Aussage ist es derzeit definitiv zu früh.

Sie haben volle Akteneinsicht für die Helige-Kommission zugesagt. Bleibt’s dabei?

Ja, bei den Akten, die bei der Stadt liegen, gibt es volle Einsicht. Schwieriger ist es bei Gesprächsprotokollen von Opfern, die mit dem „Weissen Ring“ geführt wurden. Hier braucht es das Einverständnis der Opfer selbst.

Haben Sie die Sorge, dass die Causa noch für das Wechseln von politischem Kleingeld verwendet wird?

Ja. Kaum war die Kommission bekannt, hagelte es haltlose Kritik der FPÖ an den Experten. Die ÖVP führt die Debatte sachlich.

Zwei Opfer klagen die Stadt mit ihrem Anwalt. Haben diesen Weg bereits mehrere Opfer eingeschlagen?

Meines Wissens nicht. Doch dieser Weg steht den Menschen natürlich offen.

Aus aktuellem Anlass: Eine neue Jugendstudie zeigt: 43 Prozent der 16- bis 19-Jährigen sagen, dass zu viele Türken im Land leben. Besorgt?

Es freut uns natürlich nicht. Aufgabe der Politik ist es, Ängste zu nehmen und sie nicht wie die FPÖ zu schüren.

Wird es künftig schwieriger, das rot-blaue Match um die Jugend zu gewinnen? Grundsätzlich nein. Die Nachwahlanalysen von Oktober zeigen: Die Mehrheit der Jugend wählt Rot.

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