Wiener knackt irisches Sprachrätsel

Wiener knackt irisches Sprachrätsel
Ein österreichischer Professor übersetzte eines der ältesten Schriftstücke in Altirisch. Als Erster seit 100 Jahren.

Sogar die irische Times berichtete am Donnerstag groß darüber, dass ausgerechnet ein in Wien geborener Ausländer das älteste Sprachrätsel des Landes gelöst hat. Dem Keltologen David Stifter ist es gelungen, den Text erstmals sinnvoll zu übersetzen. Zwar sollte der Inhalt erst am Donnerstagabend bei einem Vortrag bekannt werden, der Professor lüftete aber gegenüber dem KURIER das Geheimnis.

Doch zuerst die Vorgeschichte: Vor rund 100 Jahren wurde das „Stowe Missal“ genannte Buch in einer irischen Kirche entdeckt. Während im 8. Jahrhundert fast ausschließlich in Latein geschrieben wurde, befindet sich am Ende auch ein etwa 35 Wörter umfassender Text in Altirisch. Seit der Entdeckung gab es sehr viele Versuche, das Mysterium auf Seite 67 des Buches zu lösen. Doch alle scheiterten an drei Worten, die sich als hartnäckiges Problem darstellten.

Problemwörter

Wiener knackt irisches Sprachrätsel

„Diese Worte kommen sonst in keinem anderen Text des Altirischen vor“, erklärt der 40-jährige David Stifter. Eines davon war „suilid“, das offenbar „fließen lassen“ bedeutet. Der Text heißt somit, dass man es fließen lassen soll wie ein Kamel. „Das Ganze ist ein kleiner Zauberspruch gegen Harnverhaltung“, so Stifter. „Damals kannte niemand ein Kamel. Offenbar dachten die Menschen, dass so ein Tier in der Wüste viel trinken muss und deshalb viel uriniert.“

Seit dem Times -Bericht ist Stifter ein gefragter Mann auf der Insel. Irisches Fernsehen und Radiostationen rennen ihm die Türen ein. „Dabei ist mein Vortrag ja erst am Abend“, lacht Stifter.

Zum Altirischen kam der Wiener übrigens über das Lesen von Asterix. Deshalb studierte er Latein. Weil ihm das zu fad war, sattelte Stifter auf Altirisch um. 2006 verfasste er das Standardwerk „Old Irish for Beginners“. Er schrieb auch gallische Liedtexte, die von Celtic-Metal-Bands aufgegriffen wurden und im Internet millionenfach geklickt werden. Doch berühmt wird Stifter nun durch einen Zauberspruch für die Harnblase.

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