Wiener Geschäftsleute als "Wasserspender"

Johannik (l.) bietet in ihrem Shop Wasser an; Ungar startet das Projekt mit 25 bis 30 Partnern
In vielen Shops in Neubau werden Trinkflaschen künftig gratis mit Wasser aufgefüllt.

Der KURIER-Bericht über teures Zitronenwasser im Café Raimund sorgte für Diskussionen, was Wasser - ob mit Obst bzw. Sirup oder ohne - in einem Lokal kosten darf. Leser berichteten, dass sie in einem Lokal in Hietzing sogar fünf Euro für einen halben Liter Soda mit Holler-Sirup zahlten. Ein Projekt im Wiener Bezirk Neubau geht einen anderen Weg. Hier bieten Geschäftsleute Passanten kostenlos Wasser an, um ihre Trinkflaschen aufzufüllen.

"Wasser ist ein Menschenrecht", sagt Initiatorin Helga Ungar, die das Projekt im Zuge ihres Lehrgangs an der Akademie der Zivilgesellschaft der VHS Wien umsetzt. Dazu komme der ökologische Aspekt, wenn Plastikflaschen mehrfach verwendet werden. Vorbild ist das Projekt „Refill Hamburg“, das im März in der deutschen Stadt gestartet ist. "Die Idee ist, dass es ein Plätzchen gibt, wo Wasser aus einer Karaffe ausgeschenkt wird. Man kann seine Flasche auffüllen, anstatt sich eine neue um 1,20 Euro zu kaufen. Dabei kommt man dann auch noch ins Gespräch", sagt Ungar.

Aktuell sind im Siebenstern-Viertel 25 bis 30 Geschäftsleute interessiert, weitere Grätzel sollen folgen. Die Shops erhalten eine eigene Plakette, die sie als Wasser-Spender ausweist. Auf einer Homepage sollen bald die Standorte der Geschäfte abrufbar sein.

"Es gibt keinen Kaufzwang", erklärt Margit Johannik von "Sontech" und Obfrau der IG Kaufleute Siebensterngasse. Sie unterstützt das Projekt in ihren Grätzel. Wo sonst, wenn nicht in ihrem Grätzel, das auf Fair-Trade setzt und erst kürzlich mit kleinen Bänken gemütliche Verweilmöglichkeiten geschaffen hat, soll so eine Initiative starten, meint Johannik. "Ich sehe es auch als Möglichkeit, potenzielle Kunden ins Geschäft zu holen."

Auch der gesundheitliche Aspekt spielt laut Ungar und Johannik eine Rolle: Jugendliche würden zuviel Süßes trinken, Alte generell zu wenig. Und Kinder seien immer durstig. Ungar: "Das Projekt hat was vom alten Bassena-Flair. Man trinkt und tratscht."

Dass Wasser in Lokalen auch etwas kostet, verstehen die Projekt-Initiatoren. Immerhin hätten die Wirte auch einen gewissen Aufwand durch Service und Abwasch. Doch es sei immer eine Frage des Preises. Überzogene Preise seien Einzelfälle, meint Ungar. Viele Lokale hätten gute Konzepte gefunden, damit umzugehen.

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