Wiener FPÖ will generelles Rauchverbot in Lokalen kippen

(Symbolbild)
FPÖ-Vizebürgermeister Johann Gudenus heizt die Debatte ums Rauchverbot neu an.

Als im Sommer 2015 das ab Mai 2018 geltende Rauchverbot in der Gastronomie beschlossen wurde, war dies mit einer hitzigen Debatte verbunden. Sechs Tage vor der Nationalratswahl verleiht die FPÖ dieser Diskussion nun noch einmal Zunder: Vizebürgermeister Johann Gudenus stellte sich bei der heutigen Pressekonferenz auf die Seite der Gastronomen und nannte das Rauchverbot eine "Schikane gegenüber Wirten". Der FPÖ-Politiker möchte sich nun für die Verhinderung des Inkrafttreten des Verbots einsetzen.

Eine "gezielte Schikane" sieht Peter Dobcak, Gastronomie-Obmann der Wirtschaftskammer Wien zwar nicht, doch einen durch das Rauchverbot ausgelösten Umsatzrückgang in der Gastronomie befürchtet auch er. Dabei gilt Dobcaks Sorge vor allem kleineren Betrieben: "Das Rauchverbot ist nur eine von vielen Belastungen, die langsam aber sicher zum Beiselsterben beitragen", teilt er im Gespräch mit KURIER mit. Damit meint Dobcak vergangene Beschlüsse wie etwa die Registrierkassenpflicht oder die Allergen-Verordnung.

Umweltmediziner Hanns Moshammer sieht hingegen im Rauchverbot sogar Vorteile für die Gastronomen und betont zudem die Gefahr des Passivrauchens. Der Mediziner hat dabei vor allem die Arbeitnehmer im Blick: "Gäste sind dem Passivrauch nur temporär ausgesetzt, Kellner die ganze Zeit ", meint er.

Er erhofft sich durch das Rauchverbot nicht nur eine spürbare Abnahme raucherbedingter Gesundheitsschäden, sondern sieht das Verbot auch als Teil einer gesundheitlichen Gesamtstrategie: "Es kann dazu beitragen, Rauchen nicht mehr als Kavaliersdelikt zu sehen, sondern als das, was es ist: gefährlich". Aus gesundheitlicher Sicht heißt es Moshammer zudem gut, dass auch Wasserpfeifen im Rauchverbot inbegriffen sind. Damit bildet er einen Gegenpol zu Gudenus’ Ansicht, der die Folgen des Rauchverbots für Shisha-Bar-Betreiber hervorstreicht.

Die Vorlaufzeit endet am 1. Mai 2018: Ab diesem Zeitpunkt ist das österreichweite Rauchverbot in Gastronomiebetrieben gültig.

Als ob wir das alles nicht schon mehrfach gehört hätten: Vertreter der Wirte jammern, dass ihnen zwischen Allergenverordnung, Registrierkassenpflicht und – vor allem – dem ab 1. Mai 2018 geltenden Rauchverbot kein Platz zum Überleben bleibt. Und im Endspurt des Wahlkampfs bekommen sie Unterstützung von der FPÖ, die sich als Kämpfer für die entrechteten Gastronomen präsentiert.

Jammern ist bekanntlich des Kaufmanns Gruß. Präventives Jammern, lange bevor man weiß, ob es überhaupt einen Grund dafür gibt, ist hingegen eine österreichische Spezialität. In Ländern wie den USA, Großbritannien oder Italien haben sich die Gäste von Restaurants und Bars schon vor Jahren daran gewöhnt, zum Rauchen vor das Lokal zu gehen, ohne dass es deshalb zu einem gastronomischen Massensterben gekommen wäre.

Und auch in Österreich gilt die Gleichung "Rauchverbot = Wirtesterben" nicht. Immer mehr Gastronomen warten nicht auf das gesetzliche Rauchverbot, sondern haben ihre Lokale längst rauchfrei gemacht. Und siehe da: Die Beislen sind immer noch gut besucht, aber die Kleidung stinkt nicht mehr so, wenn man vom Wirt nach Hause geht.

von Martin Bernert

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