Wien: Solarzellen statt Aktiendepots

Wien: Solarzellen statt Aktiendepots
Wien erhält vier Bürgerkraftwerke. Die Idee: Jeder Wiener kann Kraftwerksbesitzer sein. Das Modell boomt in Österreich.

Die rot-grüne Stadtregierung macht künftig verstärkt Schönwetterpolitik. Im Mai geht Wiens erstes Bürgersolarkraftwerk am Gelände des Kraftwerks Donaustadt in Betrieb. Drei weitere sollen im Herbst folgen. Finanziert werden die Projekte von den Wienern selbst – zumindest von jenen, die sich daran beteiligen wollen. Die Idee: Bürger können Kraftwerksanteile in Form von Solarpaneelen kaufen und erhalten dafür eine jährliche Verzinsung von 3,1 Prozent (siehe Grafik).

Wien setzt somit einen großen Schritt in Richtung Energiewende“, zeigten sich Wiens Vizebürgermeisterinnen Maria Vassilakou (Grüne) und Renate Brauner (SPÖ) bei der Präsentation des Projektes am Dienstag überzeugt. „Wer in das Bürgersolarkraftwerk investiert, erhält eine Vergütung von 30 Euro pro Jahr und Paneele“, sagte Brauner. „Nach knapp 25 Jahren Laufzeit bekommt man außerdem die gesamten Investitionskosten zurück.“

Sonnenstrahl als Geldanlage

Jeder Bürger kann sich maximal zehn solcher Fotovoltaik-Module, auch Paneele genannt, sichern. Ein halbes Paneel kostet einmalig 475 Euro (Mindestinvestment), ein ganzes Modul 950 Euro. Wer beispielsweise ein Paneele kauft, kann sich nach 25 Jahren über einen Gewinn von 736 Euro freuen.

„Das Solarkraftwerk ist ideal für all jene, die nicht die Möglichkeit haben, Paneele am eigenen Dach zu installieren, die aber trotzdem nachhaltiger leben wollen“, sagte Vassilakou. Umgesetzt wird das Projekt vom stadtnahen Stromversorger Wien Energie. Im Herbst sollen drei weitere Bürgersolarkraftwerke mit je 2100 Paneelen entstehen. Eines davon ist in der Leopoldau, ein zweites am Postverteilerzentrum im 23. Bezirk und ein drittes am Wiener Hafen geplant. Bereits jetzt soll es 1500 Interessenten geben.

Ökostrom für 800 Haushalte

Pro Standort wird eine Leistung von 500 Kilowattpeak (kWp) erzeugt – immerhin genug um 200 Haushalte mit Sonnenstrom zu versorgen. Der Solarboom in Wien hält abseits des neuen Kraftwerks schon länger an. Die Zahl jener Hauptstädter, die ein „Kraftwerk“ am eigenen Hausdach haben, steigt kontinuierlich: In Wien produzieren derzeit 650 Fotovoltaikanlagen Strom für 2400 Haushalte.

Nähere Informationen unter www.buergersolarkraftwerk.at oder unter 0810610803

Förderung für Mini-Kraftwerke

Wien: Solarzellen statt Aktiendepots

Mehr als vier Millionen Quadratmeter Kollektorfläche sind in ganz Österreich bereits installiert. Die einzelnen Landesregierungen und der Bund vergeben Fördergelder, damit sich auch Otto Normalverbraucher ein kleines Kraftwerk aufs Hausdach packen kann. In Vorarlberg entstehen ähnlich wie jetzt in Wien mehrere Bürgerkraftwerke. Die Gemeinde Hard installiert etwa 4000 Quadratmeter Solarzellen auf gemeindeeigenen Gebäuden wie Volks- oder Hauptschulen.

In Salzburg möchte die Politik wiederum bis 2020 die Hälfte des gesamten Energieverbrauchs aus erneuerbaren Energiequellen speisen. Die Gemeinde Werfenweng verfügt mittlerweile über Solarstraßenlaternen, Solartankstellen und über ein Sonnenkraftwerk.

In Oberösterreich wirbt die Energie AG mit dem Motto „Sonne kaufen und für die Zukunft vorsorgen“. Der Plan: Bürger können Anteile an einem Solarkraftwerk kaufen und erhalten dafür über 13 Jahre eine Verzinsung von 3,3 Prozent. Das Technikum Wien schätzt indes, dass der österreichische Fotovoltaik-Markt in den vergangenen Jahren bereits knapp 4400 Arbeitsplätze geschaffen hat – Tendenz steigend.

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