Die lukrative Jagd nach dem Schwarzgeld

Die lukrative Jagd nach dem Schwarzgeld
Bargeld und Edelmetall ab einem Wert von 10.000 Euro müssen EU-weit angemeldet werden.

Der belgische Schäfer Sam schnüffelt an den wartenden Flugpassagieren in Wien-Schwechat. Kaum rollt das Gepäcksband an, springt er hinauf, kein Koffer bleibt von seiner Nase verschont. Bei einem blauen Koffer bleibt er plötzlich stehen. Seine Hundeführerin weiß: Hier ist der dreijährige Sam fündig geworden. Im Inneren muss sich eine große Menge Bargeld befinden.

Die Finanz ist auf der Jagd nach Schwarzgeld. Bargeld und Edelmetall ab einem Wert von 10.000 Euro müssen EU-weit angemeldet werden – so sollen größere Geldflüsse nachvollziehbar sein.

Im Vorjahr wurden die Beamten 130 Mal fündig. Bargeld in der Höhe von 8,2 Millionen war nicht angemeldet – im Vergleich zum Jahr 2012 ein gewaltiger Sprung nach oben. Damals waren es 5,26 Millionen Euro.

Die lukrative Jagd nach dem Schwarzgeld
Die häufigste Erklärung der Ertappten: „Ich habe nicht dran gedacht.“ Gefolgt von: „Ich dachte, ich muss das Geld erst ab 20.000 Euro anmelden.“ Damit kommen sie nicht weit. Es handelt sich um ein Finanzvergehen. Die Strafen belaufen sich auf 10.000 bis 100.000 Euro. „Die Strafe, die zu erwarten ist, behalten wir gleich ein“, sagt Roland Karner, Teamleiter der Zollstelle Flughafen Wien. Im Vorjahr waren das immerhin 180.000 Euro. Beschlagnahmt wird das gefundene Geld nur, wenn Geldwäsche-Verdacht besteht.

Wien-Schwechat und das Dreiländereck sind die Hotspots, was Bargeldflüsse aus oder nach Nicht-EU-Staaten betrifft. Allein auf dem Flughafen gab es im Vorjahr 72 Aufgriffe. In Vorarlberg waren es 21. Und hier war auch der Größte: Eine Privatperson wollte 1,02 Millionen Euro von der Schweiz nach Österreich bringen. Hier wird allerdings auch der größte Teil des Geldes angemeldet. Österreich-gesamt waren es 2013 6,5 Milliarden Euro.

In Schwechat gibt es täglich 400 bis 600 Kontrollen. Für die Zollbeamten sind vor allem Flüge aus Krisenregionen interessant. Während des arabischen Frühlings etwa aus Ägypten und Tunesien. Aktuell dürften Passagiere aus der Ukraine genauer beäugt werden. Offiziell bestätigen will das aber niemand. Der jüngste größere Aufgriff ist erst einige Wochen her. Ein Geschäftsmann hatte 200.000 Euro im Handgepäck. Aufmerksam wurde der Zoll beim Durchleuchten des Gepäcks. „Das Röngtenbild war komisch“, schildert Roland Karner. Vor dem Ausgang wurde der Herr auf die Seite gebeten. Seine Erklärung: Er habe telefoniert und sei abgelenkt gewesen – deshalb habe er die 200.000 Euro, die er zur Bank bringen wollte, nicht angemeldet.

Beim Verstecken des Geldes wird grundsätzlich Kreativität bewiesen. Im doppelten Boden des Koffers, im Akku-Fach des Fotoapparates, eingenäht im BH oder direkt am Körper. „Im Prinzip wird Bargeld dort versteckt, wo auch Drogen versteckt werden“, sagt Karner.

Der Erfolg gibt den Beamten recht: Im ersten Quartal 2014 gab’s auf dem Flughafen bereits 23 Aufgriffe. Die Schmuggler hatten 700.000 Euro dabei.

Kommentare