Erfolgsrezept mit Schneck

Gugumucks Farm im Süden Wiens beheimatet tausende Weinbergschnecken.
Das edle Kriechtier ist diese Woche beim Wiener Schneckenfestival in aller Munde.

Andreas Gugumuck steht gut gelaunt inmitten seiner rund 300.000 kaltblütigen Tierchen auf dem alteingesessenen Familienhof am südlichen Zipfel Wiens. "Gerade ist wieder Erntesaison", sagt der 40-Jährige und bahnt sich seinen Weg durch Paletten voller wohlgenährter Weinbergschnecken.

Erfolgsrezept mit Schneck
Schneckenzüchter Andreas Gugumuck erklärt im Rahmen einer Verkostung die Aufzucht der Weinbergschnecke. Rosiwalgasse 44 am 19.09.2014 in Wien.
Über den ersten undeinzigen österreichischen Schneckenzüchterund sein Nischen-Business ist seit dessen Start 2006 viel berichtet worden. Unter der Regie des Neo-Landwirts floriert das Geschäft mit dem edlen Kriechtier – Mitte nächsten Jahres soll eine hofeigene Manufaktur mit Bistro und Shop dazukommen. Im Merkur am Hohen Markt sind seine Produkte längst unter dem sinnigen Attribut "Slow Food" zu erwerben.
Erfolgsrezept mit Schneck
Schneckenzüchter Andreas Gugumuck erklärt im Rahmen einer Verkostung die Aufzucht der Weinbergschnecke. Rosiwalgasse 44 am 19.09.2014 in Wien.
Diese Woche veranstaltet Gugumuck sein fünftes Wiener Schneckenfestival. In dessen Rahmen zaubern mehr als hundert Spitzengastronomen Kreatives mit Schnecke auf den Teller. Heuriges Motto: "Vom Slow Food zum Future Food".

Der ehemalige IT-Spezialist mit dem "Hang zum Erdigen", wie er es nennt, wäre nicht er selbst, würde er nicht dauernd Neues austüfteln. "Natürlich wollen wir auch dieses Jahr einer breiten Öffentlichkeit die Hemmschwelle für Schnecken nehmen", sagt er. Das sei der Grundgedanke – doch dieses Mal ginge es um mehr.

Zukunftsvision

Die Schnecke als das Nahrungsmittel der Zukunft – laut Gugumuck vollkommen einleuchtend, denn: "Sie ist gesünder, nachhaltiger und ethischer als andere Fleischsorten". Nicht umsonst zählte das proteinreiche Schneckenfleisch zu den ersten Nahrungsquellen der Menschheit: Die Urmenschen, so Gugumuck, hätten bereits gewusst, was gut ist. "Der geringe Bedarf an Futtermittel und Anbaufläche macht sie überhaupt zum ethischen Spitzenreiter", sagt der Schneckenzüchter. Auch die Medizin scheint ihm Recht zu geben: In Ernährungsratgebern wird das Tierchen derzeit als gesunde Fleischalternative wiederentdeckt.

Insekten auf Speiseplan

Es scheint, Gewöhnungsbedürftiges hat es Gugumuck generell angetan. Bald könnte sich zu seiner Gourmetmarke "Wiener Schnecke" die "Wiener Heuschrecke" gesellen. Er ist Teil einer bunten Gruppe von Industriedesignern, Köchen und Fotografen, die sich kürzlich mit dem Ziel zusammenschloss, Insekten in der heimischen Gastronomie zu etablieren.

Man will ein urbanes Lebensmittel kreieren und diesem auch behördlich den Weg auf Österreichs Teller ebnen. Gugumuck: "Ich bin eh schon ein Nischenplayer und weiß, wie schwierige Sachen funktionieren. Warum also nicht auch Insekten."

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