Wie Wien olympiafit werden könnte

Die meisten Sportstätten müssten komplett neu gebaut werden. Eine sinnvolle Nachnutzung muss vorher festgelegt werden.

Zumindest ein paar Tage redete niemand mehr über das Parkpickerl, als im Dezember die Details zur Wiener Volksbefragung bekannt wurden: Mit der Frage 2 dürfen die Wiener darüber entscheiden, ob sich die City für die Olympischen Sommerspiele 2028 bewerben soll.

Während sich viele der zuletzt international nicht gerade erfolgsverwöhnten Sportler von einer Bewerbung einen wahren Sportboom für Profis und Hobbyathleten erhoffen, meldeten sich rasch auch Zweifler zu Wort: Wie soll eine Stadt, die es nicht zustande bringt, das Stadthallenbad zu sanieren, ein derartiges Mega-Event auf die Beine stellen?

In den vergangenen Jahren hatte die Stadt für den Sport tatsächlich nicht allzu viel übrig, wie Werner Raabe vom Wiener ASKÖ kritisiert. Besser wäre es, das Geld, das allein für die Bewerbung – gerechnet wird mit bis zu 100 Millionen Euro – ausgegeben werden muss, direkt in den Sport zu investieren. „Denn mit den 900.000 Euro, die im Budget der Stadt für die Vereine vorgesehen sind, kommen auf einen Sportler gerade einmal 50 Cent.“

Und auch in Sachen Sportstätten ist Wien weit von einer Olympiareife entfernt. Beispiel Rudern: Auf der ehemaligen Junioren-WM-Strecke unterhalb der Steinspornbrücke sei laut Raabe derzeit kein Training möglich: Angler würden die Außenbahnen blockieren.

Enorme Kapazitäten

Allein schon wegen der erforderlichen Sitzplatz-Kapazitäten (siehe Grafik) müssten fast alle nötigen Sportstätten neu errichtet werden. Hinzu kommt noch ein olympisches Dorf, das mindestens 16.000 Personen beherbergen soll. Hat Wien dafür überhaupt Platz? Und was geschieht mit den Großbauten nach Olympia?

Für Karin Schwarz-Viechtbauer vom Österreichischen Institut für Schul- und Sportstättenbau ist es für eine Standort-Festlegung noch zu früh. Wien würde aber gut daran tun, sich bei seinem Konzept an Großbritanniens Hauptstadt zu orientieren und die wichtigsten Sportstätten in einem Areal zu konzentrieren.

„Das war mit ein Kriterium, warum die Wahl auf London fiel“, ist die Expertin überzeugt. Auch in München habe sich dieses Olympiapark-Konzept bis heute bewährt.

Gegenüber den Mitbewerbern werde man nur dann gute Karten haben, wenn man sich über die Nachnutzung klare Gedanken macht: Welche Stätten werden nur temporär errichtet? Welche lassen sich später für den Breitensport nützen?

„In London hat man viele davon wieder rückgebaut“, sagt Schwarz-Viechtbauer. Wie es nicht funktioniert, zeige hingegen das Beispiel Athen, wo zahlreiche Stadien seit den Spielen 2004 als berüchtigte „weiße Elefanten“ ungenutzt veröden.

Weniger Fragen werfe die Nachnutzung des olympischen Dorfs auf, sofern es so konzipiert ist, dass es nach den Spielen als Wohnraum nutzbar ist. Das sei mittlerweile ohnehin allgemein üblich. „Voraussetzung ist aber auch, dass Wien weiter eine wachsende Stadt ist.“ Und man müsse Sorge tragen, dass aus dem Dorf kein monofunktionales Getto, sondern ein lebendiges Viertel wird.

Nachgefragt: "Kosten nicht direkt übertragbar"

Harald Fux vom Wiener Architektenbüro Raumkunst hat sich auf die Errichtung von Sportstätten spezialisiert.

KURIER: Ist es sinnvoll, dass Olympia zum Thema der Volksbefragung wurde?
Harald Fux:
Ich finde es positiv, dass man sich über eine Bewerbung Gedanken macht. Auch, dass man erst die Bevölkerung befragt und dann erst plant. Im Vorfeld der Befragung hätte man aber etwas mehr konkretere Informationen zum Thema anbieten sollen.

Wo gibt es in Wien geeignete Plätze für die wichtigsten olympischen Sportstätten?
Bürgermeister Häupl hat sich zwar gegen den Prater ausgesprochen, aber die Gegend rund um das Happel-Stadion und die Trabrennbahn Krieau würden sich schon dafür anbieten. Für diesen Standort würde unter anderem die gute Verkehrsinfrastruktur sprechen. Man muss das aber noch breiter diskutieren.

Diskutiert wird auch eine gemeinsame Bewerbung mit Bratislava.
Es ist fraglich, ob sich Bratislava überhaupt interessiert, wenn es nur einzelne Bewerbe austragen kann, sofern das Zentrum der Spiele in Wien ist.

Die Kosten der Olympischen Spiele in London beliefen sich insgesamt auf etwa zwölf Milliarden Euro. Kann sich Wien das leisten?
Man kann die Kosten nicht direkt übertragen. Nicht einmal bei jenen für die Errichtung der Sportstätten. So hat allein das Aquatics Center 340 Mio. Euro gekostet. Damit könnte man eigentlich fünf Schwimmzentren bauen. Auch die heimischen Euro-Stadien wurden viel günstiger gebaut als jene für die WM in Deutschland.

Kommentare