WGKK: Fahrtendienst statt Krankenwagen

WGKK: Fahrtendienst statt Krankenwagen
Für Wiener Krankenkasse sind Einsätze im Rettungswagen zu teuer – und oft unnötig.

Rund 37 Millionen Euro gibt die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) jährlich für Patiententransporte aus. Und die Anzahl der Fahrten steigt kontinuierlich, berichtet Verwaltungsdirektorin Karin Zoufal. Doch Kostensteigerungen sollen möglichst vermieden werden.

Wie das geht: Mehr Transporte im Pkw als im Krankenwagen. Denn: „Oftmals ist ein Liegendtransport gar nicht notwendig“, erläutert Zoufal. Derzeit passieren jedoch gut 75 Prozent der Einsätze mit dem Rettungsauto. Dazu kommt: Fahrten mit Krankenwagen sind durchschnittlich fast vier Mal teurer als mit Fahrtendienst.

Die WGKK versucht nun, den Patiententransport mittels gewerblichem Fahrtendienst auszubauen. Dafür wurde bereits eine entsprechende Einsatzzentrale eingerichtet. Zudem wurden auch Ärzte und Spitäler dazu aufgefordert, vermehrt Fahrtendienste in Anspruch zu nehmen – „natürlich nur bei Patienten, deren Zustand das erlaubt“, betont Karin Zoufal.

Die Rettungsorganisationen sind über diesen Schritt alles andere als erfreut. „Es hat doch einen Sinn, weshalb man einen Liegendtransport anfordert“, erklärt Alexander Lang, Landesgeschäftsleiter des Wiener Roten Kreuzes.

Transporte mit dem Krankenwagen müssen vom Arzt angeordnet werden. Dies passiere beispielsweise, wenn der Patient eine spezielle Lagerung benötigt oder sein Allgemeinzustand die Anwesenheit eines Sanitäters erfordert. „Jetzt sollen solche Personen vermehrt von gewerblichen Fahrtendiensten gefahren werden? Das ist eine Schnapsidee“, findet Lang.

„Diese Maßnahme führt nur zu einer Verschlechterung für den Patienten“, ergänzt Stefan Tögel vom Grünen Kreuz „Diese Fahrer haben nicht die notwendige Qualifizierung, sie sind keine ausgebildeten Sanitäter. Was ist, wenn es dem Patienten im Laufe der Fahrt schlechter geht? Wer haftet im Ernstfall?"

Kein Einsparpotenzial

Für die Organisationen sind Einsparungen in dem Sektor auch nicht nachvollziehbar. „Die Transporte machen nicht einmal zwei Prozent des gesundheitlichen Gesamtbudgets der Krankenkasse aus“, erläutert Samariter-Pressesprecherin Martina Vitek-Neumayer. „Wir sehen hier kein Einsparspotenzial.“ – „Wäre es nicht sinnvoller, an anderer Stelle zu handeln?“, fragt Tögel vom Grünen Kreuz.

Besorgt ob der Konkurrenz gibt man sich von offizieller Stelle jedoch nicht. „Wir haben keinen Rückgang an Einsätzen zu verzeichnen“, heißt es etwa beim Wiener Roten Kreuz. Auch beim Samariter-Arbeiterbund oder dem Grünen Kreuz seien keine Änderungen sichtbar.

Karin Zoufal glaubt auch nicht, dass es zu finanziellen Einbußen bei den Organisationen kommen wird. „Die Zahl der Fahrten steigt stetig an. Die Bevölkerung wird immer älter. Auch durch den Ausbau der Tageskliniken werden immer mehr Fahrten notwendig sein."

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