Wenn das Zuhause mitten am Weg liegt

Auf der „Bundeslandquerung“ von Favoriten nach Floridsdorf kehrt Roman Gregory des Öfteren im „Addicted to Rock“ ein
Im "Addicted to Rock" hat Alkbottle-Sänger Roman Gregory ein neues Refugium gefunden.

Wenn ein Lokal "Addicted to Rock" heißt, dann ist das für Rockmusiker Roman Gregory als neues Stammbeisl eigentlich vorprogrammiert. Und wenn diese Bar genau zwischen dem Proberaum in Favoriten und der Wohnung in Floridsdorf liegt, dann kann man ja auch fast nicht ausweichen. Schließlich braucht es bei einer "Bundeslandquerung" einfach einen Zwischenstopp.

Noch dazu, wenn die Lokalbesitzerin Niki Fuchs heißt. Diese Eventmanagerin, Radiomoderatorin und seit Kurzem auch Geschäftsführerin kennt Alkbottle-Frontsänger Greogry nämlich schon eine gefühlte Ewigkeit. Genauso lange versuchen die beiden nämlich schon Rockmusik in Wien zu etablieren. Nicht immer ist die Arbeit von Erfolg gekürt. (So gibt es für Gregory immer noch keinen Radiosender in der Stadt, der sich dieser Musikrichtung in gewünschtem Ausmaß widmet.) Aber mit dem kürzlich eröffneten "Addicted to Rock" hat Fuchs jedenfalls ein Refugium für Gleichgesinnte geschaffen.

Dunkle Luft

Wenn das Zuhause mitten am Weg liegt
Alkbottle, Roman Gregory, Addicted to Rock
Als der KURIER den gelernten Reprotechniker und ehemaligen Amateur Jugend Boxmeister Roman Gregory an diesem späten Herbstnachmittag ("ich komme immer erst, wenn sich die dunkle Luft ausgebreitet hat") trifft, trinkt er ganz im Widerspruch zu seinem Bandnamen eine Melange. Den Grund dafür erklärt der Sänger dann aber gleich: "Ich arbeite mich durch die gesamte Getränkepalette".

Die Palette dürfte er somit durch haben, denn das zweite Getränk ist bereits wieder ein Bier.

Doch in dem Lokal Ecke Gumpendorfer Straße/Getreidemarkt werden die Gäste nicht nur kulinarisch, sondern auch modisch versorgt. Gemäß dem Motto "Live like a Rockstar" soll das "Addicted to Rock" einen Backstage-Bereich darstellen, in dem Rockstars – in diesem Fall die Gäste – vor ihrem Auftritt "auf der Bühne des Lebens" sowohl mit Mini-Grammel-Knödel, Hirschschinken oder Averna Sour verköstigt, aber auch mit der entsprechenden Mode ausgestattet werden. Und damit man – wie es sich für richtige Rockstars gehört – aus der Masse heraussticht, können Kunden gegen Aufpreis die Hosen mit Nieten besticken, die T-Shirts noch ein bisschen zerreißen oder Converse von der Künstlerin Gaya mit Porträts verzieren lassen. Gaya ist übrigens erst kürzlich von London nach Wien gesiedelt.

Fett wie a Christkindl

Wenn das Zuhause mitten am Weg liegt
Nicht bis London, aber zumindest bis nach Graz und Bad Ischl kommt Roman Gregory im Zuge seiner Tournee, die kommende Woche startet. "Fett wie a Christkindl" heißt die Tour, wo Hits wie "Alkochrist" und "Ho Ho Houbts es no a Bier" zum Besten gegeben werden. Gregorys Weihnachtsgeschenk an seine Fans. Hier können sich die Konzertbesucher Leid und Frust ob des adventbedingten "Kitschüberflusses" von der Seele schreien. Vier Tage vor Weihnachten ist die Rock-Band im Wiener Gasometer zu sehen.

Apropos Konzert. Manchmal wird der fiktive Backstageraum "Addicted" auch selbst zur Bühne. Zum Beispiel wenn Bands wie "Kaiser Franz Josef" oder "3 Feet Smaller" Unplugged-Konzerte geben. Und Alkbottle? Wird voraussichtlich kommendes Jahr hier auftreten. Da feiert die Band übrigens 25-jähriges Bestehen. Dafür feilt Gregory gerade an neuen Liedern. Vielleicht gibt er einen kleinen Vorgeschmack ja schon beim Addicted-Gig zum Besten.

Das "Addicted to Rock" ist nicht das einzige Lokal in dem Grätzel, das mehrere Geschäftsideen auf einer Verkaufsfläche vereint. Ein Häuserblock stadtauswärts, in der Rahlgasse, befindet sich das Topkino; gemütliches Restaurant und Independent-Kino in einem. Hier stammen die Vitrinen vom Flohmarkt und das Rennrad hängt von der Decke. Für Nachteulen gibt es Toast und Pitabrote auch noch nach 23.30 Uhr. Und das Frühstück – wie etwas das "London Bridge" mit Speck, Bohnen und gebratener Tomate" – wird am Wochenende bis 15 Uhr serviert. Weiterer Pluspunkt: Getränke aus dem Restaurant dürfen auch mit ins Kino genommen werden.

Noch ein Stückchen weiter stadtauswärts, in der Gumpendorfer Straße 10, wartet als Nächstes das Phil mit einem Kombinations-Shop auf. Hier gibt es Melange (aus der 44 Jahre alten Espressomaschine), Frühstücksei oder Weißen Spritzer, dazu können Bücher und CDs gekauft werden. Hin und wieder können Gäste des phil die Literaten oder Musiker bei Lesungen oder Live-Auftritten sogar persönlich antreffen. So tritt etwa "5/8erl in Ehr’n" am ersten Adventmontag auf; zwei Tage vor Weihnachten spielt "Der Nino aus Wien".

Einige Lokale beschränken sich aber doch noch "lediglich" auf das Kulinarische. Wie das Asia-Restaurant "Ra’mien" mit rot-grauer Nudelbar. Empfehlenswert: die traditionelle, vietnamesische Reisbandnudelsuppe "Pho". Für Freunde der typisch wienerischen Küche befindet sich ein paar Türen weiter das Café Sperl.

Wer sich zu späterer Stunde auf das Flüssige verlegen möchte, dem sei die Cocktailbar "If dogs run free" ans Herz gelegt. Das Lokal, das nach einem Lied von Bob Dylan benannt ist, besticht schon beim Eintritt durch einer der auffälligsten Deckenarchitekturen der Stadt. Wem Ambiente alleine nicht genug ist, den ködert die Bar mit einem "Queen Mum" (Gin Tonic mit Hendrik’s, Gurke und Pfeffer) oder einem Chrysanthemum (mit einem Spritzer Absinth).

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