Wem die Wiener noch vertrauen

Ein Jahr nach der Wahl ist das Vertrauen in die SPÖ (noch) groß. Doch Häupl sollte sich nicht zu früh freuen, sagen Experten.

Der Bürgermeister darf sich freuen. Noch. Michael Häupl (SP) ist noch immer jener Politiker in der Bundeshauptstadt, dem die Wiener am meisten vertrauen. Doch die Vorbehalte gegenüber dem Stadtoberhaupt scheinen sich zu mehren - so wie auch bei den meisten anderen Politikern in Wien.

Das lässt sich aus dem aktuellen APA/OGM-Vertrauensindex herauslesen, der den Stand der Spitzenpolitiker ein Jahr nach der Wien-Wahl erhob (Ergebnis und Methodik siehe Grafik).

Demzufolge liegt das rote Regierungsteam klar vor der grünen Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou, die sogar schlechter als manche Oppositionspolitiker abschneidet. Am unteren Ende der Skala finden sich FP-Klubchef Johann Gudenus und der Wiener Parteichef Heinz-Christian Strache. "Ein Ergebnis, das die FP nicht bekümmern muss", stellt Politologe Thomas Hofer ein wenig überraschend fest. "Wenn 70 Prozent gegen die Blauen sind, kann sich Gudenus freuen, solange die restlichen 30 Prozent den blauen Kurs befürworten." Dieser Umkehrschluss sei im Falle der FP zulässiger als etwa bei SP oder VP, "weil Gudenus oder Strache stärker polarisieren".

Hinter Häupl liegen klar abgeschlagen die Parteikollegen Wohnbauressortchef Michael Ludwig (9 Punkte) und Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch (8 Punkte). Schlusslicht bei den Roten ist Finanzstadträtin Renate Brauner (minus 2). "Angesichts der massiven Kampagne des Boulevards ist das kein Wunder", sagt Hofer.

Minus

Brauner schneidet aber besser ab als Vassilakou, die zum ersten Mal in ihrer Funktion als Vizebürgermeisterin abgefragt wurde (14 Punkte, plus 6). "Den Grünen fehlt ein Leuchtturmprojekt", glaubt Hofer. Lässt er die Tarifreform nicht als solches gelten? "Nur, wenn das Jahresticket, wie versprochen, 100 Euro kosten würde."

Dass auch ein Minus vor dem Ergebnis ein Erfolg sein kann, beweist die interimistische Chefin der Wiener VP, Gabriele Tamandl (10 Punkte im Minus). Im Vergleich zu ihrer Vorgängerin, Christine Marek, ein klarer Erfolg. Marek liegt schließlich 38 Punkte im Minus - und das, obwohl sie schon vor einem Monat zurück ins Parlament wechselte.

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