Violettes Essen für den Tolerator

Thomas Maurer im Purple Eat
Im aktuellen Programm übt sich Thomas Maurer in Toleranz. Kraft dafür tankt er im "Purple Eat".

Religion, Politik, Laktose. So viele Bereiche kommen dieser Tage nicht mehr ohne Toleranz aus.

Trotzdem, so richtig beliebt wird diese Haltung wohl nie werden, fürchtet Kabarettist Thomas Maurer. Schon deshalb, weil man Toleranz ja nur dann aufbringen muss, wenn es um Dinge geht, die man nicht mag.

Freibier, erläutert Maurer in seinem neuesten Kabarettprogramm "Der Tolerator", wird nicht toleriert.

Das wird gesoffen.

Nicht gesoffen, sondern genossen wird von Maurer während des KURIER-Gesprächs ein Glas Weißwein vor der knallvioletten Kulisse des Lokals "Purple Eat" am Meidlinger Markt. Es ist ein Lokal, in dem der Kabarettist das kulinarische Angebot nicht nur konsumiert, sondern das eine oder andere Mal auch schon zubereitet hat. Denn das Purple Eat ist kein gewöhnliches Restaurant.

Freunde schützen

Koch und Kellner sind im Allgemeinen Bewohner des "Freunde Schützen Hauses"; einem Wohnhaus für Asylwerber, denen die Abschiebung droht.

Diese Einrichtung geht auf eine Initiative der Rechtsberaterin Karin Klaric vom Verein "Purple Sheep" und des Immobilientreuhänders Hans Jörg Ulreich zurück.

Ulreichs Sohn war befreundet mit Bernard K., der im Februar 2010 mit seiner Familie in den Kosovo abgeschoben worden ist. Die aufkeimende Wut wandelte Ulreich in Widerstand, und gründete die Initiative "Fußball verbindet", aus der später die Initiative "Freunde schützen" und noch später das "Freunde Schützen Haus" wurde.

Gocha aus Georgien, der vor Maurer gerade einen Teller mit frischem Chatschapuri (georgisches überbackenes Käsebrot) serviert, wohnt ebenfalls in diesem Haus.

Gochas Frau Magda sitzt zwei Tische weiter, auf dem Schoß hat sie die kleine Luca, ihr drittes und jüngstes Kind, das im "Freunde Schützen Haus" zur Welt gekommen ist. Für die fünfköpfige Familie heißt es derzeit Abwarten. Hoffen, dass sie doch bleiben dürfen.

Nerv getroffen

Dass Thomas Maurer mit seinem Programm "Der Tolerator" und den darin angesprochenen Themen wie Akzeptanz und Toleranz, einen Nerv getroffen hat, zeigt auch die Auszeichnung mit dem Österreichischen Kabarettpreis. "Wie kein anderer in dieser Saison [hat Maurer] die brennenden Themen unserer Gesellschaft mit satirischer Scharfsinnigkeit behandelt", begründete die Jury ihre Entscheidung.

Diskutieren, das habe Maurer in der jüngsten Zeit dennoch feststellen müssen, werde aber immer schwieriger. "Wir leben in einem postargumentativen Zeitalter. Wenn Strache auf Facebook eine Lüge zurücknehmen muss, weil er gerichtlich verurteilt wurde, schreibt die eine Hälfte seiner Fans, dass es trotzdem stimmt und die andere Hälfte gratuliert ihm zu dem Anstand, dass er sich entschuldigt. Was soll man dazu sagen?"

Es gebe eben eine Polarisierungs- und Radikalisierungsstimmung im Land. "Wir sitzen hier in Meidling, das ist vielleicht kein Hautevolee-Bezirk, aber extreme Verelendung ist hier nicht sichtbar. Das können nur Leute behaupten, die in ihrem Leben noch nie irgendwo waren und das Fernsehen mit der Wirklichkeit verwechseln."

Schweigen darf man in dieser Zeit trotzdem nicht; erst recht muss man seine Stimme erheben. Kommenden Dienstag wird Maurer gemeinsam mit Florian Scheuba und Robert Palfrader im ORF als "Staatskünstler" aktuelle Themen wieder satirisch behandeln.

Eigentlich hätte man sich auf das Ergebnis der Bundespräsidentenwahl beziehen wollen. Aber, na ja. Wieder ein Moment, in dem man sich in Toleranz üben konnte.

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