U6: "Wär' ich nur zu Fuß gegangen."

U6: "Wär' ich nur zu Fuß gegangen."
Die Sperre der U6 führte zu keinen gröberen Problemen. Vielen Passagieren ist aber die Ersatzlinie E zu langsam.

Montag, 7.30 Uhr, U-6-Station Westbahnhof: Manche Passagiere stehen etwas planlos auf dem Bahnsteig, vom befürchteten Chaos ist zumindest hier keine Spur.
Seit Montag ist die U 6 zwischen Westbahnhof und Alser Straße gesperrt. Nötig wurde dies wegen der Sanierungsarbeiten an der Station Josefstädter Straße.

"Es gibt ein paar Wiener Grantler. Doch sonst läuft alles problemlos ab", sagt Richard Schrodt. Er gehört zu jenen 80 Mitarbeitern der Wiener Linien, die betont freundlich die Passagiere über die Ausweichmöglichkeiten informieren. Sie müssen auch etliche Fahrgäste aus den Waggons bitten, die noch nicht wissen, dass am Westbahnhof Endstation ist.

Die Ersatz-Staßenbahnlinie E, die zwischen Westbahnhof und Nussdorfer Straße verkehrt, kommt nicht bei allen an. "Wär' ich nur lieber gleich zu Fuß gegangen", sagt Franz T., der zu seinem Arbeitsplatz in der Lugner City will. Tatsächlich braucht es zehn Minuten, bis es der E-Wagen zur Burggasse schafft. Für die gesamte Strecke sind es 40 Minuten. Wohl auch deshalb ist er Montagfrüh nur mäßig gefüllt. Viele Wiener sind offenbar lieber gleich großräumig ausgewichen.

AKH

U6: "Wär' ich nur zu Fuß gegangen."

Verärgert sind vor allem ältere, gebrechliche Fahrgäste, die von Süden kommend ins AKH wollen. Zwar gibt es für gehbehinderte Menschen einen eigenen Shuttlebus. Er fährt allerdings nur bis zur Alser Straße. "Beim AKH können die Busse nicht halten und umdrehen", heißt es dazu bei den Wiener Linien. Und der E-Wagen hält nur bei der Lazarettgasse. Von dort muss man zu Fuß zum AKH-Hintereingang.

Zeitgleich in der U6-Station Spittelau: Ankündigungstafeln weisen auf die Sperre der U6 hin, zwei Mitarbeiter der Wiener Linien in gelben Signalwesten stehen für Anfragen zur Verfügung. Aber niemand fragt. Es scheint so, als ob alle Fahrgäste über die Sperre voll informiert sind.

7.32 Uhr: Die Garnitur der U6 fährt ab. Fast jeder Sitzplatz ist besetzt. Sieben Minuten später steigen einige der Fahrgäste kopfschüttelnd und verwirrt an der neuen Endstation Alser Straße aus. Einer fragt: "Und wie komm' ich jetzt zum Westbahnhof?"

Verwirrung

Trotz großer Ankündigungstafeln (die auf den Ersatzverkehr hinweisen...) ist die Verwirrung groß. Im besonderen betroffen: Ausländer, die die mehrsprachigen Durchsagen einfach nicht verstehen.

Einige der Fahrgäste fahren mit der U6-Garnitur wieder zurück zur Nussdorfer Straße. Dort können sie dann mit der Ersatz-Straßenbahn E mit rund 25 Minuten Verspätung zum Westbahnhof fahren. Als Trost erhalten sie eine Flasche Mineralwasser als Durstlöscher von den Bediensteten der Wiener Linien.

Gürtel-Sanierung: Umstieg aufs Auto bringt nichts

Ab Dienstag müssen sich auch Autofahrer am Inneren Gürtel auf längere Fahrtzeiten einstellen, weil mit Sanierungsarbeiten am Mariahilfer Gürtel zwischen Gumpendorfer Straße und Mariahilfer Straße begonnen wird. Ursprünglich war der Baustart für Montag angekündigt, jetzt wird aber einen Tag später begonnen. Mit der U-6-Sperre habe das nichts zu tun, erklärt Matthias Holzmüller, Sprecher der MA 28: "Montag ist der stärkste Pendlertag, deswegen beginnen Bauarbeiten auf höherrangigen Straßen meist erst dienstags." Da aber die Einrichtung der Baustelle am Montag begonnen hat, wurde schon auf Verzögerungen hingewiesen. Maximal zwei Fahrbahnen stehen dann am Mariahilfer Gürtel bis 29. Juli zur Verfügung, in der Nacht kann es zwischenzeitlich nur eine sein.

Neben dem Mariahilfer Gürtel starten auch Ausbesserungsarbeiten an der Fahrbahn am Neubau- und Lerchenfelder Gürtel. Diese dauern bis 31. August. Inzwischen "wandert" die Baustelle jedoch weiter: Ab 27. Juli wird am Hernalser Gürtel ausgebessert (Ende: 12. August), ab 8. August am Währinger Gürtel. Holzmüller: "Unser Ziel ist es, pünktlich vor Schulbeginn fertig zu sein."

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