TV-Duell: Fußball gegen Life Ball

TV-Duell: Fußball gegen Life Ball
Während David Alaba um den Champions-League-Pokal kämpft, findet in Wien der Life Ball statt.

Trüb, grau und kalt verspricht der Samstag zu werden. Das richtige Wetter, um sich gemütlich vor den Fernseher zurückzuziehen. Allzu entspannt dürfte es aber in vielen Wohnzimmern des Landes nicht zugehen, denn schließlich steht eine schwere Entscheidung an: Life Ball oder live Fußball?

Während David Alaba und seine Bayern auf Puls4 um den Champions-League-Pokal kämpfen, steht ORFeins mit der Übertragung des Life Balls im Zeichen von 1001 Nacht. Glücklich dürfen sich da jene Familien schätzen, die zwei Fernseher besitzen. Das sind 40 Prozent der österreichischen Haushalte.

„Die Idee des Life Balls ist sicher gut, aber mein Herz schlägt für Fußball“, sagt Natalie Eipeldauer. Für die 23-jährige Wienerin ist klar, was sie Samstagabend sehen möchte. „Und ich muss mich dazu bekennen, dass ich Alaba den Sieg vergönnen würde“, sagt sie zum Missfallen ihrer Freunde. Als echte Dortmund-Fans outen sich Wolfgang Schweinhammer und Oliver Wehner. Trikots, Schals und Fähnchen für den Fußballabend sind bereits vorbereitet. Max Engel, der Vierte im Bunde, hat sich noch nicht festgelegt. Irgendwie würde man es ja beiden Mannschaften vergönnen.

Public Viewing

Wo die vier das Finalspiel sehen werden, haben sie noch nicht entschieden. „Für Public Viewing im Freien ist das Wetter zu schlecht“, sagt Natalie. Dabei gäbe es jede Menge Möglichkeiten: An der Adria Wien lädt die „Piefke Connection Austria“ zum gemeinsamen Mitfiebern, auf der Summerstage verspricht man 1000 regensichere Plätze. Indoor werden im Wiener Hotel Marriott Live-Kommentatoren die Stimmung anheizen und auch im U4 und in der Marx-Restauration wird Fußball gezeigt.

Und was braucht es für ein gelungenes Champions-League-Finale? „Leidenschaft, offensives Spiel und gutes Bier“, sagt Max, „kein Angsthasenfußball“, meint Oliver und „bitte keine 2:0-Führung in der ersten Halbzeit“, ergänzt Natalie.

Oben ohne

„Bei uns ist die Party nach 90 Minuten noch lange nicht vorbei“, sagt Marianne Osner. Wenn man die 23-Jährige und ihre Freunde fragt, warum sie den Life Ball dem deutschen Duell vorziehen, können sie eine ganze Reihe von Gründen nennen. „Am Life Ball bekommen Männer keinen Platzverweis, wenn sie oben ohne sind“, sagt Marianne. „Dort wird ein Beitrag zur Gesellschaft geleistet und ein Zeichen gesetzt“, ergänzt ihre Mitbewohnerin Patricia Gängelmayer.

Mit Farbe, Perlen und viel Glitzer haben auch die Mädels schon ein Zeichen gesetzt. Seit Tagen bastelt Marianne, die einen Onlineshop betreibt, an den Kostümen. Aus verschiedenen Stoffen wurden Haremshosen geschneidert, T-Shirts mit Red Ribbons bemalt und da und dort auch ein paar Löcher geschnitten – schließlich lebt der Life Ball auch von seiner Freizügigkeit. Zu viel darf es aber auch nicht sein: „Es geht ums Stylen und nicht ums Herzeigen“, sagt David Wimmesberger.

Ob der Mann in der Runde erst dazu überredet werden musste, auf das Champions-League-Finale zu verzichten? „Nein. Dieses Finale ist uninteressant.“

Wer am Samstag zum Rathausplatz pilgert, kann einen Blick auf Stars wie Elton John oder Hilary Swank erhaschen. Offiziell geht es um 21.30 Uhr mit der Eröffnung los. Das Gelände wird aber bereits ab 15 Uhr für die Gäste geöffnet. Es besteht die Möglichkeit, bei der Generalprobe zuzusehen.

Achtung bei der Anreise: Ab 17.45 werden die Straßenbahnlinien 1, 2, 71 und D sowie die Vienna Ring Tram zwischen Bellariastraße und Schottentor eingestellt. Auch für den Autoverkehr wird dieser Bereich gesperrt.

Mit wie vielen Zuschauern er rechnet, will PULS 4-Programmchef Oliver Svec nicht sagen. Aber sicher ist: Das heutige Champions-League-Finale wird dem österreichischen Privatsender wieder Top-Quoten bescheren.

Das Halbfinal-Hinspiel Bayern gegen Barcelona am 23. April sahen durchschnittlich 811.000 Zuschauer – Rekord im österreichischen Privatfernsehen. In der zweiten Hälfte erreichte PULS 4 bei den 12- bis 29-Jährigen einen Marktanteil von 41,7 Prozent. Svec’ Erwartungen an das heutige Spiel: „Wir rechnen nicht mit einem Sensationsrekord, das hängt auch stark vom Spielverlauf ab.“ Der (finanziell aufwendige) Rechtekauf habe sich für den Sender schon bisher „absolut gelohnt“, sagt Svec, allein die Live-Übertragung des Finales sei „ein Meilenstein“ – zumal PULS 4-Testimonial David Alaba mitspielt.

Ungefähr die Hälfte der Zuschauerzuwächse im vergangenen Jahr sei internen Analysen zufolge direkt der Champions League zu verdanken, die andere Hälfte eine mittelbare Folge der verstärkten Aufmerksamkeit. PULS 4 erreichte im April 2013 einen Marktanteil von 3,9 Prozent (12+) – im Jahr 2012 waren es 3,1 Prozent.

Emotion

Bei der heutigen Übertragung des Finales will PULS 4 zeigen, was es kann. Berichtet wird von vier Standorten (Wien, London, München, Dortmund), Stars wie Rainer Calmund, Lothar Matthäus und Marko Arnautovic analysieren. Die 90-minütige Vorberichterstattung soll mit „Emotion und Persönlichkeiten“ auch sonst weniger fußballaffines Publikum ansprechen. Geld, sagt PULS 4-Sportchef Christian Nehiba, spiele an diesem Tag keine große Rolle: „Es ist die wichtigste Übertragung in der Geschichte von PULS 4, und daran werden wir gemessen. Die Hauptsache ist, dass sich der Sender so gut wie möglich verkauft.“ Mit einem neuerlichen Quotenrekord rechnet auch er nicht: „Die Performance muss passen.“

Vor dem zeitgleich auf ORFeins übertragenen „Life Ball“ haben „wir keine Angst“, sagt Christian Nehiba: „Ich glaube, das werden wir marginal spüren.“

Wenn, dann umgekehrt: Im Vorjahr zeigte der ORF das Champions-League-Finale und den„Life Ball“ am selben Abend. Die zweite Halbzeit der Begegnung Bayern gegen Chelsea sahen auf ORFeins durchschnittlich 964.000 Seher (39 Prozent Marktanteil) – den ersten (und zuschauerstärksten) Teil der „Life Ball“-Übertragung 445.000 (19 Prozent). Der ORF gibt sich angesichts der Gemengelage gelassen: Man rechne damit, dass die heurigen „Life Ball“-Quoten ähnlich ausfallen wie 2012 (357.000 Seher im Schnitt, 15 Prozent Marktanteil).

2010 stand David Alaba nicht im Kader von Trainer Louis van Gaal, als die Bayern das Endspiel in Madrid gegen Inter Mailand mit 0:2 verloren. 2012 saß er gesperrt auf der Tribüne, seine Kollegen unterlagen im „Finale dahoam“ in München dem FC Chelsea im Elfmeterschießen. „Alles im Leben hat seinen Grund. Nur Gott weiß, wofür das gut war“, sagt Alaba. Vielleicht weiß es heute Abend auch er selbst. Alaba versprüht Optimismus, seine Vorfreude ist enorm. Im Interview mit dem KURIER verrät er mehr.

KURIER: Sie sind mit den Bayern bereits seit Wochen Meister. Wie schwierig war es zuletzt, die Spannung hoch zu halten?
David Alaba:
Zunächst war es angenehm, ein wenig durchblasen zu können. Diese Saison war sehr anstrengend, der Druck sehr hoch. Alle drei Tage hatten wir ein wichtiges Spiel. Aber wir haben es trotzdem geschafft, nicht den Fokus zu verlieren.

Dafür war die Zeit der Vorbereitung auf das Finale in London umso länger. Sind Sie froh, dass es endlich losgeht?
Na klar. Wir haben auch das letzte Spiel in Gladbach ernst genommen. Aber die Vorbereitung auf Dortmund läuft schon länger. Wir haben alles getan und alles rausgeholt, um top vorbereitet und richtig fit zu sein.

Beide Teams kennen einander in- und auswendig. Worauf kommt es bei so einem Duell an?
Die Psyche wird eine große Rolle spielen, Kleinigkeiten können entscheiden. Da treffen zwei Teams aufeinander, die auf Augenhöhe sind. Beide mussten einen weiten Weg gehen und stehen nicht zufällig im Finale.

Hat Ihr Puls in den letzten Tagen höher geschlagen als sonst?
Nein. Obwohl ich gemerkt habe, dass alles rund um uns nur noch von diesem Finale spricht, habe ich mich nicht verrückt machen lassen. Die Anspannung kommt ohnehin kurz vor dem Spiel.

Haben Sie sich mehr Ruhe gegönnt, vielleicht Ihr Handy öfters abgedreht?
Auch das nicht. Ich bin nicht der Typ, der wegen so einem Ereignis seinen Alltag auf den Kopf stellt. Wir haben letztes Jahr einen sehr erfolgreichen Weg eingeschlagen. Es gibt keinen Grund, irgendetwas zu ändern.

Wie oft waren Sie in Ihrem Leben schon in London?
Drei Mal. Zuletzt mit Bayern gegen Arsenal im Achtelfinale im Februar. Letzten Sommer als Gast bei den Paralympics und einmal vor vielen Jahren mit der Familie bei einem Arsenal-Spiel im Highbury-Stadion.

Welche Erinnerungen weckt diese Stadt in Ihnen?
Nur schöne. Ich hatte jedes Mal eine tolle Zeit dort. London ist eine Wahnsinnsstadt, in der einem nie langweilig wird.

Wie viele Karten mussten Sie für Ihre Freunde besorgen?
Einige. Meine ganze Familie und meine engsten Freunde werden natürlich dabei sein. Jeder Spieler hat ein Kontingent von zirka 20 Karten erhalten.

Anfragen hatten Sie aber sicher viel mehr.
Natürlich. Ich versteh’ ja auch, dass alle dabei sein wollen, und es fällt mir gewiss nicht leicht, einem Freund zu sagen, dass ich keine Karte für ihn habe. Aber das sind Dinge, die ich leider nicht ändern kann.

Haben Sie in den letzten Tagen schon vom Pokal geträumt?
Ich müsste lügen, wenn ich jetzt sagen würde, dass ich nicht daran gedacht hab’. Natürlich bin ich jeden Tag aufgewacht und hab’ an nix anderes gedacht. Die Vorfreude war sehr groß. Ich kann’s gar nicht erwarten.

Ist das die schönste Zeit Ihres Lebens?
Ja, das ist es aber die ganze Saison schon. Ich habe für mein Alter schon verdammt viel erlebt und gesehen. Aber ein Champions-League-Finale vergisst man nicht so schnell. Ich werde versuchen, es zu genießen.

Warm anziehen heißt es für alle, die den Abend auf dem Wiener Rathausplatz oder bei einer Open-Air-Fußballparty verbringen möchten. Eine Kaltfront bringt Temperaturen knapp über zehn Grad. Die Tageshöchstwerte liegen bei 15 Grad. Ball-Besucher dürften allerdings zumindest vom Regen verschont werden. Während es tagsüber noch fast überall in Österreich regnet, bleibt es am Abend voraussichtlich trocken. Ab 19 Uhr ist in Wien nur noch vereinzelt mit Schauern zu rechnen. Im Westen kann es häufiger regnen. Besserung ist übrigens nicht in Sicht. Der Montag wird wieder frisch und wechselhaft. Und am Mittwoch kommt bereits die nächste Kaltfront.

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