Trotz Freispruchs bekommt Elsner Vermögen nicht zurück

Helmut Elsner kam in Begleitung seiner Ehefrau zum Prozess
Die Bawag hat einen Exekutionstitel und treibt sichergestellte Depositen Elsners aus besseren Zeiten ein.

Ex-Bawag-Chef Helmut Elsner kann den Triumph über den am Montagabend errungenen Freispruch nicht auskosten. Zwar wird die bis jetzt gesperrte Privatstiftung des 80-Jährigen freigegeben, das darin deponierte Millionenvermögen wird Elsner aber zwischen den Fingern zerrinnen.

Die Bawag kam mit ihrer Privatanklage wegen Betruges nicht durch. Elsner wurde vom Vorwurf freigesprochen, sich seine Pensionsabfertigung in Höhe von 6,8 Millionen Euro im Jahr 2000 erschlichen zu haben, indem er dem Aufsichtsrat weitere Spekulationsverluste (in Summe 1,6 Milliarden Euro) verheimlichte. Selbst bei groben Verfehlungen würden Vorstände in allen Ehren verabschiedet, begründete Richter Christian Böhm: Elsner sei nicht verpflichtet gewesen, seinem Dienstgeber eventuelle Gründe zur Schmälerung seiner Verdienste mitzuteilen.

Gleichzeitig wurde der Antrag der Bawag abgewiesen, auf das Stiftungsvermögen zugreifen zu können. Freispruch und Beschluss werden in den nächsten Tagen rechtskräftig.

Münzsammlung

Trotzdem kann sich die Bawag bei Elsner schadlos halten. Sie hat nämlich ein Urteil im Zivilprozess erwirkt, das ihr zehn Millionen Euro Schadenersatz – zahlbar von Elsner – zuspricht. Es gibt sogar schon Exekutionstitel. Damit ist die Bank gerade dabei, sichergestellte Depositen von Helmut Elsner aus besseren Zeiten, wie zum Beispiel Münzsammlungen, einzutreiben. Sobald Richter Böhm nach Weihnachten den schriftlichen Beschluss zur Freigabe der Privatstiftung Gambit ausfertigt, kann die Bawag auch hier Exekution führen. In der Stiftung ist die von Elsner als Alterssitz gekaufte Villa samt Pool im südfranzösischen Mougin enthalten, sowie das restliche Barvermögen von rund 4,5 Millionen Euro. Damit kann die Bawag zumindest einen Teil der zugesprochenen zehn Millionen Euro kassieren.

Die Republik Österreich hat das Nachsehen. Die Pauschalkosten für den Bawag-Prozess mit über 100 Verhandlungstagen sind ohnehin auf maximal 5000 Euro gedeckelt. Auch die beträchtlichen Kosten für Zeugengebühren mit Auslandsreisen sowie die Gutachten sind beim wegen Untreue verurteilten Elsner nicht einbringlich. Zuerst sind nämlich die Geschädigten, in dem Fall die Bawag, zu befriedigen.

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