Treffpunkt Wien: Genuss in höchsten Tönen
2011 setzte sie sich bei einem Gesangswettbewerb gegen 1400 Bewerber durch und bekam in der Folge einen Vertrag an der Wiener Staatsoper; 2015 eröffnete sie als erste Ukrainerin den Opernball: Olga Bezsmertnas Jahre in Wien waren von Erfolgserlebnissen gekennzeichnet, die sich eigentlich nie erträumt hätte.
Am Sonntag steht die nächste Premiere bevor: Ihr Rollendebüt als weibliche Hauptrolle in "Pelléas et Mélisande". Die impressionistische Oper von Claude Debussys erzählt die Geschichte des geheimnisvollen Wesens Mélisande, das von Golaud in einer Grotte gefunden und zur Frau genommen wird. Doch Zuneigung empfindet Mélisande weniger für ihren Mann, als für dessen Bruder Pelléas ...
Nur wenige Tage vor der Premiere traf der KURIER die Opernsängerin in der Neulinggasse 29 im Lucullus. Einem Restaurant, dessen Garten ob der orientalischen Schirme und mediterranen Bäumchen, der Steinstatuen und schmiedeeisernen Sesseln wohl zu den verspieltesten Wiens zählt.
Jahrelang hat Lokalbesitzer Günther Pachschwöll die Accessoires auf Märkten, Reisen und bei Lagerabverkäufen zusammengetragen. Der Garten sei eben "natürlich gewachsen" meint Pachschwöll und lacht. Natürlich gewachsen ist übrigens auch das Lokal. Denn vor zwölf Jahren befand sich an diesem Ort (nur) die Küche seines Cateringbetriebs. An ein Restaurant dachte er nicht, er war mit dem Geschäft, so wie es war, zufrieden. Aber dann begannen die Chauffeure und Mitarbeiter aus den nahe gelegenen Botschaften, sich hier ihr Mittagessen zu holen und aus den wenigen Tischen und Sesseln, die Pachschwöll ins Freie stellte, wurde bald ein richtiger Gastgarten. Seit drei Jahren gibt es nun das Lokal in seiner derzeitigen Form mit österreichisch-mediterranen Speisen, mit Frühstück ab acht Uhr früh und manchmal auch mit Livemusik.
Süße Belohnung
An diesem Frühsommertag bilden Vogelgezwitscher und das Stimmengewirr der Gäste die einzige Geräuschkulisse und Olga Bezsmertna wählt Topfenknödel auf Beerenragout.
Ein bisschen nervös ist sie bei dem Gedanken an die heute stattfindende Premiere schon. Dabei hat sie bereits vor einem Jahr mit der Vorbereitung angefangen – so früh wie noch nie. "Ich wusste auch gar nicht, was ich zuerst machen sollte: Text lernen, lesen, Musik hören." Vor allem mit der Figur der Mélisande hatte sie ihre Schwierigkeiten: "Sie ist so flatterhaft, mal ist sie lustig, dann lügt sie wieder. Es war richtig schwer, mich in sie hineinzufühlen."
Jedenfalls fühlt sich die Sängerin sehr geehrt bei dem Stück mitzuwirken, das 1991 das letzte Mal im Haus am Ring zu hören war: "Es ist eine unglaublich schöne Inszenierung", sagt sie. "Alles ist von Wasser umgeben. Und im Wasser fühle ich mich immer zu Hause."
Heute ist sie froh, dass ihr Mann sie ermutigt hat. Und noch froher, dass er nach einem halben Jahr mit der Tochter nachkam.
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