Treffpunkt Wien: Ein Fräulein an der Himmelspforte
Auch wenn der Mai in ihrem Künstlernamen enthalten ist, die Lieblingsmonate von Stephanie Lorenz-Stauffer, alias Fräulein Mai, sind der Juli und der August. Deshalb gab es diese Woche wieder bei ihr Zuhause eine "Verdammt, es ist wieder Herbst- und Schulbeginn"-Party.
Die Gerichte dabei: großteils vegetarisch. Denn seit ihre Tochter vor zwei Jahren verkündet hatte "nie wieder Fleisch zu essen" und ihr Mann wenig später zum Vegetarier wurde, bilden auch für Fräulein Mai Schnitzel und Steak die Ausnahme.
Ein Lokal, das die drei seitdem gerne besuchen, ist das Tian in der Himmelpfortgasse mit der feinen Stuckdecke, den Kronleuchtern und den großen Fensterfronten. Es ist übrigens Österreichs einziges vegetarisches Lokal, das von einem Drei-Hauben-Koch geführt wird: Paul Ivić .
Dabei ist Ivić selbst kein Vegetarier. Aber die Anfrage von Millionär Christian Halper, ob er nicht Küchenchef seines neuen Gastro-Projekt werden wolle, kam genau zur richtigen Zeit. Nämlich während einer Lebenskrise, in der Ivić beschloss, sein Leben umzukrempeln. Er hatte genug vom Großküchenkochen, vom Kochen für Gäste, denen die Qualität der Produkte nicht wichtig war. Die einfach Garnelen wollten – auch wenn diese Garnelen in Antibiotikabecken gezüchtet worden waren. Er wollte mit richtig hochwertigen Produkten arbeiten. Im Tian kann er genau das tun.
Ordnung und Chaos
Das kann Fräulein Mai nicht nachvollziehen. Das Hauptgericht mit Einkorn, violetten Karotten und Haselnuss-Jus schmeckt ihr so gut, dass sie überlegt, es zu Weihnachten nachzukochen.
Zeit zum Kochen findet die 31-Jährige immer. Manchmal kommt sie so in Fahrt, dass sie die ganze Nacht durchkocht, um Gerichte für die kommende Woche vorzukochen. "Als Sängerin bin ich sehr chaotisch. Deshalb finde ich es umso wichtiger, im restlichen Leben gut organisiert zu sein."
Es war die Musicaldarstellerin Maya Hakvoort, die es ihr ermöglichte mitzumachen. Damit war die Künstlerin das zweite Mal maßgeblich an einem Karriereschritt von Fräulein Mai beteiligt. Denn als sie mit acht Jahren das erste Mal mit ihrem Vater ins Musical ging, stand Maya Hakvoort als Elisabeth auf der Bühne: "Ab diesem Moment wusste ich, was ich werden wollte", sagt sie, während der Kellner die Nachspeise serviert (Gegrillte Melba, mit Pfirsich, Eisenkraut und Pistazien). Von ihrer Entscheidung ließ sie sich ebenso wenig abbringen wie ihre eigene Tochter von dem Vorhaben, kein Fleisch mehr zu essen. Und so meldete ihr Vater sie wenig später bei einer Kinder-Musical-Company an.
Wovon das neue Album handeln soll, weiß sie noch nicht genau. Aber sie ist sicher, dass die richtigen Ideen schon kommen werden. Und wenn es einmal nicht weiter geht, wird sie sich an einen Satz halten, den Maya Hakvoort immer sagt: "Wenn eine Tür zugeht, dann kletter’ durchs Fenster."
Durch das Fenster des Tian muss sie glücklicherweise nicht klettern. Durch das fällt nur das Licht der leicht herbstlichen Sonne, als Fräulein Mai nun aufbricht. In wenigen Minuten startet die Summer-Closing-Party. Gut, dass sie alles vorbereitet hat.
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