Treffpunkt Wien: Die Künstlerin und das Rohe
Brave Hausfrau oder sexy Blondine. Solch klischeehafte Frauenbilder, die immer noch häufig in Theater- und Musicalstücken anzutreffen seien, versucht Musicaldarstellerin Milica Jovanovic mit ihrer Arbeit zu durchbrechen.
Deshalb freut es die deutsch-serbische Künstlerin, die seit zweieinhalb Jahren in Wien wohnt, besonders, die Hauptrolle im Musical "Schikaneder" spielen zu dürfen. Das Stück, das derzeit im Raimund Theater gezeigt wird, erzählt die turbulente Liebesgeschichte hinter der Zauberflöte. Milica Jovanovic spielt Eleonore, die toughe Ehefrau des "Zauberflöten"-Librettisten Emanuel Schikaneder, an die sich bis zur Premiere des Musicals wohl nur wenige erinnerten.
Dabei war Eleonore Schikaneder nicht nur eine erfolgreiche Sängerin und Schauspielerin, sondern leitete eine Zeit lang auch das Wiener Freihaustheater. "Einer der ersten Sätze des Regisseurs war, es gehe ihm um die Emanzipierung der Frau. Und ich dachte, yes, das wird eine gute Zeit", erinnert sich Milica Jovanovic, als der KURIER sie unweit des Raimund Theaters trifft, im "The Art of Raw" einem Refugium für Rohköstler und Veganer in der Gumpendorfer Straße.
Wien zu Fuß
Entdeckt hat Milica Jovanovic, die Rohkost sehr schätzt und zu 95 Prozent vegan lebt, das Lokal zufällig bei einem Spaziergang. Seit sie einen Schrittzähler besitzt, ist sie hauptsächlich zu Fuß unterwegs und hat so nicht nur Wien besser kennengelernt, sondern in Lokalbesitzer Gregor Staudner auch den Bäcker ihres neues Lieblingsapfelkuchens gefunden.
Gastronomisch geht es Staudner nicht so sehr um die strenge Einhaltung der Rohkost- oder Vegankonzepte, sondern um gute Qualität und Geschmack. Und das scheint aufzugehen. Denn der vegane Apfelkuchen, den er Milica Jovanovic nun serviert, ist so beliebt, dass Staudner mittlerweile Apfelkuchenworkshops anbietet.
Ein Kuss mit Folgen
Während der Lokalchef von seinem Werdegang erzählt, schneidet er ein weiteres Stück Kuchen für Milicas Freund Dominik ab, der ebenfalls Musicaldarsteller ist. Kennengelernt haben sich die beiden bei einem Musical, in dem sie das Liebespärchen spielten. Vor Ende des Sommers hatte Dominik noch verschmitzt gemeint: "Vielleicht dauert die Kussszene ja ein wenig länger, wenn die Leute viel klatschen." – "Ja, genau", hatte sie erwidert und gespielt entrüstet die Augen verdreht. Doch dann kam die Szene, das Publikum klatschte wie wild. Plötzlich wurde aus dem Bühnenkuss ein richtiger und für einen ganz kurzen Moment verschwand alles um sie herum.
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