Ein Konflikt, der bis nach Wien reicht

Eine Kurden-Demo am Stephansplatz dürfte von Türken gestört worden sein
Teilnehmer an ORF-Aktion soll auch Brandsatz geworfen haben

Der Konflikt zwischen Türken und Kurden verlagert sich auch nach Österreich – allein drei Vorfälle sind vom vergangenen Wochenende bekannt: Zwei in Wien, einer in Wels. In der Wiener Innenstadt gerieten Türken und Kurden Samstagabend aneinander, gingen mit Pfefferspray aufeinander los. Als ein mutmaßlicher türkischer Aktivist „Allahu akbar!“, schrie, gerieten Passanten in Panik. Ein Mann wurde angezeigt – wegen aggressiven Verhaltens gegenüber der Polizei.


Freitagabend versuchten kurdische Jugendliche ins ORF-Zentrum einzudringen, um eine Botschaft über den in der Türkei inhaftierten PKK-Führer Abdullah Öcalan zu verlesen. Die WEGA eskortierte die sieben jungen Männer hinaus. Die Teilnehmer wurden wegen Ordnungsstörung angezeigt. Beide Vorfälle wurden von der Polizei nicht veröffentlicht.


In Wels, OÖ, wiederum wurde Montagfrüh ein türkisches Vereinslokal mit Molotowcocktails beschossen. Zwei junge Männer, 16 und 21 Jahre alt, wurden ausgeforscht, sie sollen mit der PKK (kurdische Arbeiterpartei, von der EU als Terrororganisation eingestuft, Anm.) sympathisieren. Der 21-Jährige dürfte auch bei der ORF-Aktion dabei gewesen sein.


Stellvertreter-Konflikt

Der Konflikt ist keine Überraschung, meint Politikwissenschafter Thomas Schmidinger: „Immer, wenn die Situation in der Türkei eskaliert ist, hat es auch Konflikte zwischen Türken und Kurden in Österreich gegeben.“ Speziell Jugendliche lassen sich für derartige Stellvertreter-Konflikte begeistern. „Meist sind es Sachbeschädigungen. Aber auch Messerstechereien sind schon vorgekommen.“


Konkret kommt es zwischen der linken kurdischen PKK und den türkischen Grauen Wölfen immer wieder zu Übergriffen. Während die Grauen Wölfe als rechtsextrem gelten und ihr „Wolfsgruß“ wie der Hitler-Gruß verboten werden soll, genießt die PKK in Österreich einen geduldeten Stellenwert. „Kurdische Verbände sind seit Jahren mit Transparenten des PKK-Führers Öcalan beim Maiaufmarsch der SPÖ dabei“, sagt Schmidinger.

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