Staupunkt als Sanierungsfall

Staupunkt als Sanierungsfall
Die Hauptverkehrsader wird Großbaustelle – bei laufendem Betrieb.

Auf Wiens Autofahrer und die 60.000 Pkw-Pendler aus dem Süden Niederösterreichs sowie dem Burgenland kommt ab Mitte Oktober eine Nervenprobe zu.

Der Verkehrsknoten Inzersdorf (A2, A23, A21, Altmannsdorfer Ast, Triester Straße) muss nach 40 Jahren generalsaniert werden. Mit 147.000 Kfz täglich ist die Hochstraße Inzersdorf das am stärksten frequentierte Verkehrs-Drehkreuz Ostösterreichs.

Bis Winter 2017 müssen sich Autofahrer auf 3,7 Kilometern Länge mit Fahrbahnverengungen, Verschwenkungen und Umleitungen anfreunden – oder großräumig ausweichen. Selbst Asfinag-Projektleiter Thomas Kozakow empfiehlt die kollektive Flucht vor der Staufalle: „Über die A4 Ostautobahn und die S1 Wiener Außenring-Schnellstraße kann die Baustelle weitläufig umfahren werden.“

Das Projekt selbst hat es in sich. Der Verkehrsknoten (siehe Bildgrafik) ist auf Betonstelzen gebaut. Und genau diese drohen mittlerweile zu zerbröseln. Ab Mitte Oktober sollen die maroden Stelzen abschnittsweise unter den Fahrbahnen entfernt werden. Ein Erdwall und mehrere Brücken sollen dann das bisherige Stützensystem ersetzten. Das System kommt auf der gesamten Fahrbahn zum Einsatz. Kozakow: „So können wir bei Aufrechterhaltung aller Spuren die Generalsanierung durchführen.“

261 Bäume gefällt

Um den Autoverkehr trotz Bauarbeiten weiter fließen zu lassen, müssen in den Bezirken Favoriten und Liesing 261 Bäume gefällt werden. Denn um den Schutt abzutransportieren und die benötigten Erdmassen heranzubringen, wird unter und neben dem verzweigten Fahrbahn-Tragwerk gearbeitet.

Aufgeregte Anrainer bemerkten bereits die gekennzeichneten Bäume und meldeten sich in der KURIER-Redaktion. Betroffen davon sind vor allem die Naherholungsgebiete Drasche- und Bendapark. Asfinag-Sprecherin Alexandra Vucsina-Valla versucht zu beruhigen: „Nach Fertigstellung des Neubaus wird der gerodete Baumbestand wieder aufgeforstet. Und zwar mit 526 Bäumen.“

Ende der Woche flatterte das Informationsmaterial der Asfinag in 4000 Anrainer-Haushalte. Sogar ein eigener Ombudsmann wurde eingerichtet ( 050108 99399). Neben der Kritik an den Baumfällungen befürchten die Bewohner, dass der übergeordnete Verkehr in die Bezirksstraßen abfließt. Liesings SP-Bezirksvorsteher Gerald Bischof bezweifelt das: „Haben die Autofahrer einmal die neue Situation akzeptiert, wird der Verkehr über den Knoten rollen. In Summe sehe ich keine zusätzliche Verkehrsbelastung für den Bezirk.“

Die großräumige Sanierung bringt den Anrainern in Zukunft aber auch eine Verbesserung. Der Lärmschutz wird erneuert und von 2,5 auf 4,5 Meter erhöht.

Staupunkt als Sanierungsfall

Südosttangente Der Name Er leitet sich aus der Verbindungsfunktion zwischen Süd- und Ost-Autobahn ab. 1970 wurden die ersten Abschnitte eröffnet.

Groß und Klein Sie ist mit 18 Kilometer Länge die kürzeste Autobahn Österreichs, gleichzeitig mit rund 170.000 Fahrzeugen am Tag die meistbefahrene.

Entlastung Mit der Eröffnung der S1 wurde die Tangente entlastet.

Fly-over Um Dehnfugen ohne Sperre reparieren zu können, wurde eine Stahlkonstruktion, der Fly-over, entwickelt.

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