Wien: Startschuss für ersten neuen Gemeindebau

Der neue Gemeindebau in Wien.
Bis 2019 entstehen 120 Wohnungen in der Fontanastraße.

Nach etlichen Monaten Verzögerung war es gestern, Mittwoch, so weit: Bürgermeister Michael Häupl und Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (beide SPÖ) nahmen in der Fontanastraße in Favoriten den Spatenstich für den ersten Gemeindebau der neuen Generation vor.

Wien: Startschuss für ersten neuen Gemeindebau
Spatenstich für rund 120 neue Wohnungen wird auf dem Gelände der ehemaligen AUA-Zentrale in der Favoritner Fontanastraße. Wien, am 13.12.2017. Im Bild: Architekt Sascha Bradic, Wiener Wohnen-Direktorin Karin Ramser, WIGEBA-Direktor Ewald Kirschner, Bürgermeister Michael Häupl, Wohnbaustadtrat Michael Ludwig, Bezirksvorsteher-Stellvertreter Josef Kaindl.

Bis Herbst 2019 sollen auf dem Gelände der ehemaligen AUA-Zentrale in der Nähe der neuen U1-Endstation Oberlaa 120 Wohnungen entstehen. Die Bruttomiete wird bei 7,50 €/m² liegen. Die unbefristeten Verträge werden über Wiener Wohnen vergeben. Eigenmittel und Kaution sind keine erforderlich. Die Gesamtbaukosten liegen bei 15,5 Millionen Euro, die Stadt stellt Fördermittel von 6,7 Millionen Euro zur Verfügung.

Die zwischen 40 und 100 m² großen Wohnungen verfügen über einen Balkon oder eine Loggia. Großzügige Innenhöfe sollen für eine hohe Lebensqualität sorgen.

Rote Kehrtwende

Rückblende: 2004 wurde in Liesing der vorerst letzte Gemeindebau errichtet. Damals herrschte seitens der Stadt die Auffassung vor, dass die Forcierung des geförderten – und bautechnisch auch höherwertigen – Wohnbaus zeitgemäßer sei. Zu diesem Zeitpunkt war auch der Zuzug und damit die Wohnungsknappheit noch nicht so ausgeprägt wie heute. Es war nicht zuletzt Ludwig, der lange gegen die Fortsetzung des Neubaus von Gemeindebauten argumentierte.

Im Wahljahr 2015 kam die Kehrtwende: SPÖ-interne Analysen ergaben, dass die Partei bei ihrem Kernthema Wohnen massiv an Glaubwürdigkeit verloren hatte. Bei der SPÖ-Klubklausur in Rust verkündete Häupl unter dem Jubel der Genossen die Wiederaufnahme dieses tiefroten Traditionsprojekts. Geplant waren damals 2000 neue Gemeindewohnungen. Eine eigene Baugesellschaft (Wigeba) wurde errichtet, die Stadt stellte einen Sonderfinanzierungstopf mit 25 Millionen Euro bereit.

Anfangs ein Skeptiker stockte Ludwig das geplante Bauvolumen sogar noch auf: Bis 2020 sollen demnach 4000 Wohnungen in Umsetzung gebracht werden. "Das ist ein ehrgeiziges Ziel", sagt Ludwig heute. Auch hinsichtlich der Finanzierung. "Bei der Errichtung von Gemeindebauten ist der Einsatz der Stadt höher als bei geförderten Wohnungen."

Aktuell seien laut Wohnbaustadtrat 28 Standorte mit 3450 neuen Wohnungen in neun Bezirken in Planung. Neben der Fontanastraße sollen unter anderem am Handelskai (Leopoldstadt), in der Stumpergasse (Mariahilf) und in der Seestadt Aspern neue Gemeindewohnungen entstehen. Wie viele davon bis 2020 tatsächlich auch fertiggestellt sein werden, ist aber noch unklar.

"Wir können stolz auf unseren sozialen Wohnbau sein", sagt Häupl. "Er ist ein wichtiger Beitrag für den sozialen Zusammenhalt." Einmal mehr bekräftigte er das Vorhaben der Stadtregierung, ein Volksbegehren für verträgliche Mieten auf den Weg zu bringen, sollte auch die neue Bundesregierung keine Mietrechtsreform zustande bringen.

Kommentare