Nach Alpine-Pleite wird „kein Mieter auf der Straße stehen“

Wohnstadtrat Michael Ludwig,Stadtrat Michael Ludwig
Wohnbaustadtrat Michael Ludwig über die Pleite und seine nächsten Herausforderungen.

KURIER: Herr Stadtrat, haben Sie einen Überblick, wie viele Wohnprojekte von der Alpine-Pleite betroffen sind?
Michael Ludwig:
Direkt betroffen ist die Stadt Wien im Wohnbaubereich nicht, sehr wohl aber einige Bauträger.

Laut Sozialbau geht es um 1000 bis 1500 Wohnungen.
Das ist eine realistische Größe, wobei man sagen muss, dass es da einen sehr unterschiedlichen Fertigstellungszeitraum gibt. Etliche Vorhaben befinden sich erst im Vorbereitungsstadium.

Ist das Wiener Ziel von 6000 neuen Wohneinheiten pro Jahr gefährdet?
Man kann nie auf den Tag genau eine exakte Wohnbauproduktion festlegen. Ich erwarte hier aber keine gravierenden Änderungen.

Werden Mieter aufgrund der Pleite demnächst auf der Straße stehen?
In Wien wird niemand auf der Straße stehen. Sollte es Probleme geben, sind zuerst die Bauträger gefordert. Die meisten haben eine gewisse Wohnungsreserve, wo man Mieterinnen und Mieter temporär unterbringen kann. Falls das nicht möglich ist, springt die Stadt mit ihrem sozialen Sicherungsnetz ein.

Das größte Wohnbauprojekt ist die Seestadt Aspern. Sind Sie da im Plan?
Der Zeitplan hält. Wir haben jetzt mit der Errichtung der ersten Projekte aus der Wiener Wohnbauinitiative mit 1600 Einheiten begonnen. Die werden 2014/2015 termingerecht übergeben. In Kürze startet auch der Bau der ersten geförderten Wohnungen. In drei Jahren werden 6000 Wienerinnen und Wiener hier zu Hause sein.

In Wien läuft die Wohn­befragung. Was machen Sie mit den Ergebnissen?
Ich habe diese große Service-Offensive gemacht, um einerseits zu informieren. Viele wussten nicht über die vielen Angebote und Leistungen der Stadt Bescheid. Darüber, dass man sehr einfach die eigene Miethöhe und die Betriebskosten berechnen und kontrollieren kann. Dass wir als Stadt den Bewohnerinnen und Bewohnern mit der Mieterhilfe und anderen Einrichtungen Unterstützung anbieten und im Streitfall auch zur Seite stehen. Und auch, dass es eine außergerichtliche Schlichtungsstelle gibt, an die ich mich jederzeit wenden kann.

Was wollen Sie mit den Ergebnissen noch erforschen?
Zum Beispiel, wie die Ist-Situation im Wohnbereich ist. Aber auch, was sich die Menschen perspektivisch im Mietbereich erwarten. Die Ergebnisse fließen in die Wohnbauforschung und -strategie der Stadt ein.

Mit der neuen Wiener Bauordnungsnovelle wollen Sie den Grundstücksspekulanten jetzt den Kampf ansagen. Wie soll das gehen?
Grundstückspreise sind ein ganz wichtiger Faktor bei der Herstellung von Wohnraum. Wir führen daher die Widmungskategorie „förderbarer Wohnbau“ ein.

Sie können Grundeigentümern aber nicht vorschreiben, dass hier nur ein gefördertes Wohnprojekt entstehen kann.
Das nicht, das wäre ein zu weitreichender Eingriff in die Eigentumsrechte. Wir können aber technische Rahmenbedingungen vorgeben, etwa bestimmte Dämm- oder Heizwerte, die sich am förderbaren Wohnbau orientieren.

Was wollen Sie mit der befristeten Grundstückswidmung erreichen?
Nachdem die Grundstückspreise stark steigen, kann auch Grundstücksspekulation ein Thema werden. Derzeit spielt das Horten von Grundstücken in Wien aber eine untergeordnete Rolle. Damit das aber so bleibt, greifen wir mit der befristeten Widmung ein. Wir wollen nicht, dass eines Tages das Bauland aus spekulativen Gründen zu knapp wird.

Es kommt auch zur Änderung beim Dachgeschoßausbau. Was ändert sich hier?
Pro Jahr entstehen in Wien bis zu 1000 Wohneinheiten im Dachgeschoß. Das Potenzial liegt bei insgesamt 25.000. In Zukunft wird es leichter möglich sein, Sanierungsprojekte gefördert zu bekommen. Und wir ermöglichen durch ein Ansteilen des Dachwinkels von 30 auf 45 Grad, dass zusätzlicher Wohnraum entsteht.

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