U-Haft für Super-„Sprayer“

Graffiti-Sprayer festgenommen, Wien, hoher Sachschaden
27-Jähriger soll für über 100 Taten verantwortlich sein. Schaden von 100.000 Euro.

Wenn die Justiz einen Graffiti-Sprayer zur Fahndung ausschreibt, muss es sich wohl um einen dicken Fisch handeln. Genau einen solchen fassten nun Polizisten am Wiener Westbahnhof am Montagnachmittag im Zuge einer Routinekontrolle.

Die Behörde hatte Mark Christian Z., einen 27-jährigen Burgenländer, seit Mitte Februar im Visier. Damals erwischten ihn Beamte in flagranti, als er drei Sprayer filmte, die gerade einen Wiesel-Waggon der ÖBB „verzierten“. Das Trio entkam, nur W. landete auf der Polizeiinspektion und kam in Erklärungsnot. Denn auf seiner Kamera sicherten die Beamten eine Bildergalerie aus den vergangen fünf Jahren, bestehend aus 140 Graffiti-Aufnahmen. Wie er zu den Fotos komme, fragten die Polizisten. Er sei „Fotokünstler. Ich habe nur fotografiert.“

Nach der Einvernahme tauchte W. unter. Die Staatsanwaltschaft Wien schrieb ihn, da er zumindest als Mittäter infrage kommt, zur Fahndung aus. Am Montag lief er einer Einheit der Bereitschaftspolizei in die Arme. Bei sich trug er einen Rucksack, in dem sich seine Kamera sowie Spraydosen befanden. Über W. wurde die U-Haft verhängt. Ihm lastet die Behörde nämlich auch mehrere Säure-Einsätze an.

Flusssäure

An mehreren Schauplätzen soll das Kontaktgift „Flusssäure“ aufgetragen worden sein. Offenbar könnten die Schmierer ihre Farben und Lackstifte mit der für Menschen gefährlichen Chemikalie versetzt haben, damit sich ihre Motive in die Oberflächen ätzen und nicht mehr entfernen lassen. In Deutschland mussten mehrere Personen, die auf Haltestellen Kontakt mit Säure-Graffitis hatten, ins Spital.

Ob es im vorliegenden Fall Verletzte gibt, ist unklar – ebenso wie der Sachschaden, der laut Polizei die Hunderttausend-Euro-Grenze klar überschreiten wird.

Hoher Schaden

Allein 1991 Anzeigen wegen Sachbeschädigung gab es im Vorjahr in Wien, dazu kommen 82 wegen schwerer Sachbeschädigung. Diese liegt dann vor, wenn der Sprayer mehr als 3000 Euro Schaden verursacht. Insgesamt wurde in Österreich ein Schaden von knapp 3,5 Millionen Euro angerichtet.

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