Spontane Hilfe für Flüchtlinge am Westbahnhof

Durch die Sprachbarriere wussten viele nicht, von wo ihr Zug abfährt.
Tausende Menschen versuchen von Ungarn aus über Wien oder Salzburg nach Deutschland zu gelangen. In Österreich ist die Hilfsbereitschaft groß.

Ungarische Polizisten haben die Flüchtlinge angeschrien und aus den Waggons gezerrt. Da wurde mir erst bewusst, dass ich mit diesem Zug nur fahren darf, weil ich Westeuropäerin bin." Mit bewegenden Worten schilderte Isabelle Wulbeck dem KURIER, die Situation im Zug von Budapest nach Wien Westbahnhof am Dienstag.

Trotz der strengen Kontrollen in Ungarn, schafften es am Dienstag rund 160 Flüchtlinge, in vier Zügen nach Österreich zu kommen. Spricht man sie an, sagen viele nur "Alemania" – ihr Zielland ist Deutschland. Denjenigen die es am Dienstag bis Wien schafften, lagen ab hier keine Steine mehr im Weg. Nur zehn Polizisten waren den ganzen Tag über am Westbahnhof vor Ort. Vier standen auf den Bahnsteigen um Flüchtlinge, die in Österreich bleiben wollen, registrieren zu können.

"Bisher hat keiner der heute Angekommenen hier Asyl beantragt. Es könnte sein, dass wir wieder stichprobenartig kontrollieren. Wann das sein wird, steht bis jetzt aber nicht fest", erklärte Polizeisprecher Roman Hahslinger. Die Exekutive stehe im engen Kontakt mit den ungarischen Kollegen, um die Entwicklung der Situation zeitgerecht einschätzen zu können.

Impressionen vom Westbahnhof:

Spontane Hilfe für Flüchtlinge am Westbahnhof

Flüchtlinge Westbahnhof …
Spontane Hilfe für Flüchtlinge am Westbahnhof

Flüchtlinge Westbahnhof …
Spontane Hilfe für Flüchtlinge am Westbahnhof

Flüchtlinge Westbahnhof …
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Flüchtlinge aus Budapest steigen am Wiener Westbah…
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Flüchtlinge Westbahnhof…
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Flüchtlinge Westbahnhof…
Spontane Hilfe für Flüchtlinge am Westbahnhof

Flüchtlinge Westbahnhof…
Spontane Hilfe für Flüchtlinge am Westbahnhof

Flüchtlinge Westbahnhof…
Spontane Hilfe für Flüchtlinge am Westbahnhof

FLÜCHTLINGE: WIENER WESTBAHNHOF - FREIWILLIGE HELF
Spontane Hilfe für Flüchtlinge am Westbahnhof

FLÜCHTLINGE: WIENER WESTBAHNHOF - SPENDENPAKETE
Spontane Hilfe für Flüchtlinge am Westbahnhof

FLÜCHTLINGE: WIENER WESTBAHNHOF - FREIWILLIGE HELF
Spontane Hilfe für Flüchtlinge am Westbahnhof

FLÜCHTLINGE: WIENER WESTBAHNHOF - FREIWILLIGE HELF
Spontane Hilfe für Flüchtlinge am Westbahnhof

FLÜCHTLINGE: WIENER WESTBAHNHOF - FREIWILLIGE HELF

Ab Dienstagabend wird auch eine Einsatzzentrale mit Vertretern der ÖBB, Polizei, Caritas und Rettung eingerichtet. Start ist um 19.00 Uhr geplant, dann sollen auch Feldbetten aufgestellt werden, sagte der Wiener Flüchtlingskoordinator Peter Hacker der APA. Dies sei bei einer Koordinationssitzung beschlossen worden. "Es gibt dann vier klare Einsatzleiter", sagte Hacker. Den Einsatz in der Nacht, als tausende Flüchtlinge am Bahnhof übernachteten und von Freiwilligen, ÖBB und der Caritas versorgt wurden, bezeichnete Hacker als "sensationell". Bei der Besprechung heute wurden Grundsätze festgelegt, "jede Organisation weiß, was ihre Aufgabe ist". Die Schlüsselrolle bleibe weiterhin gemeinsam bei "Wiener Polizei und ÖBB", sagte Hacker. Künftig soll die Verkehrsleitzentrale der Bundesbahnen auch von Vertretern der Polizei besetzt werden, um "Frühinformationen zu monitoren", erklärte Hacker.

Die ÖBB stellten weitere Räume zur Verfügung, für Flüchtlinge "die am Abend ankommen und übernachten müssen", sagte der Flüchtlingskoordinator. Dort wird es auch Sanitäranlagen geben. Die Rettungsdienste "4 für Wien" (Arbeiter Samariterbund, Johanniter, Malteser und Österreichisches Rotes Kreuz) werden auch einen Sanitätsdienst einrichten, der von 19.00 Uhr bis 7.00 Uhr von zwei Mitarbeitern besetzt ist.

Hacker bat im Gespräch mit der APA darum, dass keine Lebensmittel mehr zum Bahnhof gebracht werden sollen. Die Lager der Caritas waren bereits am Nachmittag voll.

"Nicht berechenbar"

Auch die ÖBB versuchten, einen reibungslosen Ablauf zu ermöglichen. Sprecher Michael Braun stellte am Nachmittag klar: "Für unser Unternehmen steht die Sicherheit in den Zügen im Vordergrund. Und jeder Flüchtling, der ein gültiges Ticket hat, soll bis zum Zielbahnhof kommen."

Bei der Kommunikation mit der ungarischen Bahn gibt es aber Defizite. "Schon wegen der Sprachbarriere. Und die Koordination zwischen der ungarischen Bahn und Polizei dürfte problematisch sein. Für die ÖBB ist nicht berechenbar, wann ein Zug mit über 100 Flüchtlingen kommt, oder welcher Zug gerade leer ist." Sind die Garnituren, so wie Montagabend überfüllt, müssen sie wie am West-Bahnhof geräumt werden.

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Akut spitzte sich Montagnacht die Situation am Hauptbahnhof Salzburg zu, wo rund 1500 Flüchtlinge die Nacht verbringen mussten. Sie wollten alle weiter nach Deutschland, doch es gab keine Anschlusszüge mehr. ÖBB und Rotes Kreuz richteten ein Notlager ein und boten medizinische Hilfe an. Nachdem sich in Salzburg bereits zu viele Flüchtlinge aufhielten, musste um 3 Uhr Früh am Bahnhof Attnang-Puchheim (OÖ) ein Zug zwei Stunden angehalten werden. Die 800 Insassen bekamen vom Roten Kreuz Getränke und Decken. Auch in Linz wurden Flüchtlinge mit Trinkwasser versorgt.

Braun stellt den Asylwerbern ein positives Zeugnis aus: "Es kommt zu keinen Übergriffen, keinem Vandalismus und meines Wissens auch zu keiner Kleinkriminalität." Auf der Westbahn-Strecke gab es Dienstag Verspätungen von rund 15 Minuten.

Reisenden nach Ungarn raten die ÖBB sich auf ihrer Webseite (www.oebb.at) oder telefonisch im Call Center unter 05 1717 zu informieren.

Sechs Tage sind vergangen, seit am Donnerstag 71 tote Flüchtlinge in einem Lkw auf der Ostautobahn A 4 gefunden wurden. Doch weiterhin beschäftigen Fragen über Fragen die Ermittler. Ein Fokus liegt auf der Untersuchung des Lkw.

Bisher war der Kühltransporter weder in Ungarn noch in Österreich als Schlepperfahrzeug aufgefallen, sagt Polizeisprecher Gerald Pangl. Die Fahrt, bei der 71 Menschen ihr Leben lassen mussten, könnte die erste Schleppung mit dem Lkw gewesen sein. Das Fahrzeug wurde nun von einem technischen Gutachter untersucht, ein Ergebnis soll kommenden Freitag vorliegen.

Was man bereits sagen könne, ist, dass es an dem Lkw „augenscheinlich keine Öffnungen von außen gegeben hat, die eine Luftzufuhr ermöglicht hätten. Der Lkw war wahrscheinlich dicht“, sagt Pangl.

Untersucht werde derzeit noch, ob das Kühlaggregat am Lkw für Sauerstoffzufuhr gesorgt haben könnte. Insider verneinen das aber.

Weitere Festnahmen

Die Identität der toten Flüchtlinge ist indes noch unklar. Laut Polizei wurden etwa ein Dutzend syrischer Reisedokumente sichergestellt, die die Flüchtlinge bei sich hatten. Man könne aber nicht davon ausgehen, dass es sich dabei um deren persönliche Dokumente handelt. Aufschlüsse erwarten sich die Ermittler durch die Auswertung des Handymaterials.

Einen Ermittlungserfolg konnte die Staatsanwaltschaft Eisenstadt schon am Dienstag verkünden: Zwei weitere Männer, für die ein EU-Haftbefehl aufrecht war, wurden in Ungarn und Bulgarien festgenommen - mehr dazu hier.

Fortgesetzt wurden am Dienstag in der Ostregion die Schwerpunktaktionen gegen Schlepper. Hotspot ist weiterhin der Grenzübergang Nickelsdorf. Zwölf Schlepper wurden seit Beginn der Aktion am Sonntag im Burgenland festgenommen, sie hatten 133 Personen über die Grenze gebracht, sagt Oberstleutnant Helmut Marban. Lebensgefahr habe nicht bestanden. Die Schwerpunktaktion wird in den kommenden Tagen an neun Standorten fortgesetzt.

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