Schweinsbraten in der Kuchenvitrine und Pappmachee-Torten auf Reisen

Herr Felix feiert dieser Tage sein zehnjähriges Jubiläum als Kellner im Traditionscafé. Dabei hat er einige Kuriositäten mitbekommen
Die Geschichten, die Herr Felix im Café Central erlebt, erinnern an Torbergs „Tante Jolesch“.

Im Café Central bestellen japanische Touristen an der Süßspeisentheke gerne einen Schweinsbraten.

Bei den ersten Malen war Oberkellner Felix darüber noch irritiert. Mittlerweile greift er ohne Umschweife zur Sachertorte. Denn das meinen die japanischen Gäste mit ihrer Schweinsbratenbestellung meist. "Es muss einen Sprachführer geben, in dem das falsch übersetzt wird. Anders kann es nicht sein, dass so viele Japaner, mit dieser Selbstverständlichkeit die gleiche falsche Bestellung aufgeben", überlegt "Herr Felix", wie er von den Stammkunden genannt wird. Aber eigentlich stört es ihn auch gar nicht. Sind es doch Geschichten, wie diese die den Kellneralltag ausmachen. Sie erinnern ihn, an die Geschichten aus Friedrich Torbergs legendärem Anekdoten-Buch "Die Tante Jolesch".

Schweinsbraten in der Kuchenvitrine und Pappmachee-Torten auf Reisen
Rund 100 Mitarbeiter und Peter Altenberg (vorne) kümmern sich um jährlich 480.000 Gäste im Café Central
Genug Anekdoten für ein Buch hat er vielleicht noch nicht, aber einige lustige Erlebnisse hatte er dennoch im vergangenen Jahrzehnt, von denen er einige dem KURIER verraten hat.

Sozusagen als kleines Jubiläumsgeschenk. Denn dieser Tage ist es zehn Jahre her, dass Felix Glinik aus Kärnten in die Bundeshauptstadt zog, um seinen Kellnerberuf im großen Traditionskaffeehaus zu beginnen.

An seinen ersten Tag kann er sich noch gut erinnern. Um Punkt zehn Uhr begann seine Schicht. Und um Punkt zehn Uhr bekam er auch schon seine erste Station zugeteilt (einen eigenen Bereich, den ein Kellner betreut, im Café Central sind es zwölf Tische, Anm.). Aber Panik half da auch nicht weiter, also atmetet er einmal tief durch – und los ging’s.

Anfängerfehler

Apropos erste Arbeitstage. Hier fällt Herrn Felix ein Fast-Torten-Malheur ein, das schon einige Zeit zurückliegt: Ein Lehrling bediente damals einen Gast an der Tortenvitrine. Der Kunde wollte für ein Meeting die ausgestellte Torte kaufen und sofort in die Schweiz schicken lassen. Eigentlich keine herausfordernde Aufgabe.

Als der Geschäftsmann zurück in der Schweiz dann das Paket aus dem Café Central in Händen hielt, konnte er es nicht glauben: Denn die Torte sah zwar aus, wie jene, die er bestellt hatte, essbar war sie aber nicht. Denn der Lehrling, der in seiner ersten Arbeitswoche war, hatte wohl noch nicht so recht um das Gewicht von Schokoladentorten gewusst und daher die Deko-Torte aus Pappmachee versendet.

Mit Eilpost wurde daraufhin die echte Torte nachgeschickt. Sie kam gerade noch rechtzeitig zum Geschäftstermin an.

Schweinsbraten in der Kuchenvitrine und Pappmachee-Torten auf Reisen
Café Central
Und apropos Pappmachee. Aus diesem Material ist die Statue des berühmten Literaten und Kaffeehausbesuchers Peter Altenberg, die im Eingangsbereich des Cafés aufgestellt ist und von Touristen als Lieblingsfotomotiv auserkoren wurde. Einmal im Jahr muss Herr Felix deshalb Kay Fröhlich, dem Geschäftsführer des Kaffeehauses helfen, Peter Altenberg auf den Beifahrersitz seines Autos zu hieven, damit er ihn zum Restaurateur bringen kann. Dabei kommen sie immer ins Schwitzen. Denn die Figur ist zwar aus Pappmachee, aber ob eines Stahlskeletts kommt sie dennoch auf 60 Kilo.

Einen kleinen Schweißausbruch verursachte einmal auch der Besuch eines Nobelpreisträgers. Denn der war scheinbar gegangen, ohne zu zahlen. Jedenfalls war sein Platz leer und von ihm keine Spur. Konnte ein berühmter Wissenschaftler ein Zechpreller sein? Herr Felix konnte sich das nicht vorstellen. Wenige Minuten später konnte Herr Felix erleichtert aufatmen: Der Wissenschaftler stand in der Kaffeehausküche und tauschte sich mit den Zuckerbäckern angeregt über Rezepte aus.

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