Austro Control prüft neue Flugroute

Austro Control prüft neue Flugroute
In Wien machen sich Rot und Grün für die „Borealis-Route“ stark / Skepsis in Niederösterreich.

Eine scharfe Rechtskurve nach dem Start Richtung Westen könnte die Fluglärm-geplagten Bezirke Liesing, Hietzing, Penzing und Favoriten entlasten. Deshalb prüft die Austro Control zurzeit die Öffnung der „Route Borealis“ – oder auch „Route OMV“ –, die östlich an der Chemie-Industrieanlage der OMV-Tochter Borealis vorbeiführen soll (der KURIER berichtete). Die Wiener Regierungskoalition hätte lieber heute als morgen ein Ergebnis; sowohl der rote als auch der grüne Umweltsprecher fordern die schnellstmögliche Freigabe der Route. Auf nö. Seite hält sich die Begeisterung darüber in Grenzen.

„Warum gibt es die Borealis-Route noch nicht?“, fragt der grüne Rüdiger Maresch, „das wäre ein erster Schritt zur Entlastung von rund 200.000 Wienern.“ Er liefert auch gleich eine mögliche Begründung mit: Für ihn ist denkbar, dass SPÖ-Verkehrsministerin Doris Bures erst kurz vor der Nationalratswahl der Austro Control die Öffnung der Route in Auftrag gibt. „Wir brauchen die Entlastung aber jetzt schon, und nicht als Wahlzuckerl.“

Mareschs SP-Pendant, Erich Valentin, drängt ebenso auf die baldige Freigabe der Flugroute. „Allerdings nur unter der Auflage, dass möglichst wenig dicht besiedeltes Gebiet überflogen wird – ein absolutes No-Go wäre zum Beispiel eine Route über den 22. Bezirk.“

Auf eine Sicherheitsdebatte, wie sie von niederösterreichischer Seite ins Treffen geführt wird, will man sich bei Rot-Grün nicht einlassen – zumal die Flugzeuge die Raffinerie bzw. die Borealis gar nicht überfliegen sollen.

„Gewisse Unsicherheit“

Für Schwechats Vizebürgermeister Gerhard Frauenberger (SP), der die Stadt im Dialogforum vertritt, bleibt die Route trotzdem „mit einer gewissen Unsicherheit behaftet“. „Muss immer erst etwas passieren, bevor man schlauer wird? Außerdem bekämen wir eine neue Bevölkerungsgruppe, die vom Fluglärm belastet wird.“

Bei der Austro Control wird derzeit berechnet, welche Flugzeuge die Route überhaupt fliegen könnten. Mit ersten Ergebnissen rechnet Tower-Supervisor Christian Woborsky Mitte des Jahres. Bis dahin werde eruiert, „welche Mittelstreckenflugzeuge – wie etwa Boeing 737 oder Airbus 320 – infrage kommen.“ Technische Aspekte wie die Steiggeschwindigkeit der einzelnen Flugzeugtypen, Tempo und Kurvenradius werden ebenso berücksichtigt, wie äußere Einflüsse (Wind, Temperatur, Luftdruck usw.). Klar ist bis dato nur: „Große Langstreckenflugzeuge werden hier sicher nicht fliegen.“

Mit der Bezeichnung „Route Borealis“ ist Woborsky unglücklich. „Wir wollen ja nicht über das Gebiet fliegen, sondern daran vorbei.“ Der Toleranzabstand von 900 Metern, innerhalb dessen sich das Flugzeug zu beiden Seiten der Ideallinie befinden darf, dürfe nirgends mit dem Betriebsgebiet der Borealis überlappen.

Die Möglichkeit einer Wahlzuckerl-Weisung aus dem Ministerium schließt Woborsky kategorisch aus: „Würde das stimmen, wäre die Austro Control extrem angreifbar.“

Sollten die Berechnungen nun ergeben, dass die Route möglich ist, wird im Dialogforum verhandelt, wie viele Flugzeuge, sie wann benutzen dürfen – und wo die Flugrouten überhaupt weiter verlaufen sollen. „Über Sicherheit verhandeln wir aber sicher nicht“, stellt Geschäftsführer Wolfgang Hesina klar.

Von 8. April bis 26. Mai müssen sich Flugrouten-Anrainer auf nächtliche Ruhestörungen einstellen. Grund dafür sind Sanierungsarbeiten auf der Piste 16/34. Das ist aus Sicherheitsgründen nötig. Konkret wird die Sanierung in 25 Nächten zwischen 21 und 7 Uhr sowie an vier bis fünf Wochenenden von Freitag, 21 Uhr, bis Sonntag, 16 Uhr, durchgeführt.

Während der Sanierung werden bei Westwind und Windstille Starts und Landungen über die Piste 29 abgewickelt, wovon Wien in der Nacht im Wesentlichen nicht betroffen sein soll. An Wochenenden werden die Flugzeuge am Tag bei Westwind auf den gewohnten Routen, aber zum Teil in größerer Anzahl geführt. Bei Wind aus östlicher Richtung werden Landungen über die Piste 11 abgewickelt – was nächtliche Überflüge über Wien zur Folge hat. Auch in Schwechat, Fischamend, Kleinneusiedl und Enzersdorf an der Fischa könnten Auswirkungen bemerkbar sein. Umwelttelefon: 0810 22 33 40.

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