Schüler liefern Bücher mit Rad aus: "Wollen lokalen Händlern helfen"
Wie verbringen Burschen im Alter von 16 oder 17 Jahren ihre Freizeit? Man mag Jugendlichen allerhand unterstellen – Goethe und Hemingway zu lesen und abends auch noch Bücher mit dem Fahrrad auszuliefern zählt wohl eher nicht dazu. Seit Anfang Jänner betreiben die Wiener Gymnasiasten Konstantin Klingler und Moritz Stephan einen speziellen Buch-Versand: Wer per SMS bestellt, bekommt das Buch von ihnen nach Hause geliefert. Als "Anti-Amazon" wollen sie aber nicht bezeichnet werden, betonen die Burschen. Der KURIER traf die beiden und sprach mit ihnen über Freundschaft, Konkurrenz und ihr Projekt.
"Wenn man durch die Stadt geht, sieht man, dass in manchen Geschäften kaum noch Kunden sind", sagt der 16-jährige Moritz. "Viele kaufen halt lieber online. Wir wollten aber die lokalen Buchhändler unterstützen." Er ging daher mit seinem 17-jährigen Freund Konstantin zu "Hartliebs Bücher" in der Währinger Hauptstraße. Sie berieten sich mit der Inhaberin Petra Hartlieb und starteten Anfang Jänner ihr Projekt.
Wer bis 16 Uhr per SMS bestellt, bekommt das gewünschte Werk noch am selben Tag zwischen 19 und 21 Uhr zugestellt.
"Ist unsere Freizeit"
Waren es Anfang Jänner noch zwei, drei Bücher pro Woche, die bestellt wurden, sind es mittlerweile zehn Stück und mehr pro Tag. Das eMail-Postfach ist voll, ständig kommen neue SMS. Freizeit bleibt nicht viel. "Das macht aber nichts – denn eigentlich ist das, was wir tun wollen", erwidert Konstantin.
Die beiden sind seit Beginn der Oberstufe Freunde. "Ich interessiere mich für Naturwissenschaften, Konstantin für Geisteswissenschaften", sagt Moritz. "So wird uns nicht langweilig, da haben wir einander immer etwas zu erzählen." Und natürlich verbindet sie ihre Leidenschaft für das Lesen und für Bücher. Konstantin liebt österreichische Autoren. Moritz wiederum bevorzugt, wie er es formuliert, eher "schwere Literatur": "Wenn ich etwas lese, dann soll es ein wirklich gutes Buch sein."
Nun wollen sie ihr Projekt in den Semesterferien ausweiten: Bisher liefern sie nur im 18. Bezirk aus – bald wollen sie auch in den 1., 4., 7., 8. und 19 Bezirk zustellen. "Durch das Zustellen der Bücher kommt man selbst wieder auf den Geschmack. Wenn wir in den Ferien irgendwann Zeit finden, möchten wir selbst wieder mehr lesen", sagen die beiden. (Infos: http://www.lobu.at)
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