Russisches Geld für Wiener Kunst

Der neue russische Mittelstand macht den Hauptteil der Wien-Besucher aus dem Osten aus. Sollten diese Touristen ausbleiben, würde man dies insbesondere in der City spüren
Viele heimische Kulturinstitutionen umwerben die neuen russischen Sammler und Besucher.

Nach so gut wie jedem der zahlreichen Auktionsrekorde der letzten Jahre war der erste Verdacht bei vielen Kunstfreunden: Es wird wohl Roman Abramowitsch gekauft haben. Zuletzt etwa beim teuersten jemals versteigerten Kunstwerk, einem Triptychon von Francis Bacon: Auch hier gilt der milliardenschwere Russe als jener Mann, der 142 Millionen Dollar für das Werk abgelegt haben soll.

Die russischen Sammler werden am internationalen Kunstmarkt längst als jene potenten Geldgeber hofiert, die sie längst geworden sind.

Und das ist in Wien nicht anders.

Viele Institutionen am Kunstmarkt haben den Blick nach Osten gerichtet. So hat etwa die Albertina im Oktober des Vorjahres die "Russischen Freunde der Albertina" offiziell gegründet. Dieser Förderverein soll dem Museum heuer 150.000, dann jährlich 250.000 bis 350.000 Euro verschaffen.

Russisches Geld für Wiener Kunst
Interview mit Klaus Albrecht Schröder, Direktor und Geschäftsführer der Wiener Albertina, am 14.02.2013 in seinem Büro.

Der Verein richtet sich an gut Betuchte: Eine Mitgliedschaft als Board Member kostet 25.000 Euro. Erster Präsident der "Russischen Freunde der Albertina" ist der Moskauer Immobilienmagnat Dmitry Aksenov, Mehrheitseigentümer der ebenfalls stark nach Russland orientierten Viennafair. Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder betonte im Vorfeld der Gründung des Freundevereins im KURIER-Gespräch: "Nach den Österreichern und den Deutschen sind die Russen bereits die drittgrößte Besuchergruppe in der Albertina. 75.000 kommen im Jahr." Das ist mehr als jeder zehnte Albertina-Besucher (insgesamt waren das im Jahr 2012 620.000).

Das Kunsthistorische Museum hat schon vor fast einem Jahrzehnt mit einer russischen Kunst-Stiftung kooperiert. Und in Russland läuft derzeit das Kulturaustauschprogramm "Österreichische Kultursaison in Russland 2013-2014" mit über 50 Projekten in 17 russischen Städten. So wie für die Touristiker (siehe rechts) wäre ein Rückgang bei den russischen Gästen für die Wiener Museen durchaus schwierig. Auch der heimische Kunstmarkt sucht seit Jahren neue Freunde in Russland: Unter den global agierenden österreichischen Galerien haben sich vor allem Hilger, Krinzinger oder Ropac früh erfolgreich um eine russische Sammlerschaft bemüht. Und der Wiener Galerist Hans Koll zählte mit seinen Dependancen in Budapest und in Moskau zu den Pionieren der Szene.

Hoffnungsmarkt Russland

Klaus Ennemoser, WKÖ-Obmann des Fachverbandes Hotellerie, sieht einer möglichen Verschärfung der Einreisebestimmungen für Russen mit Sorge entgegen.

KURIER: Würde der heimische Tourismus diese EU-Sanktionen zu spüren bekommen?
Klaus Ennemoser:
Das würde leider Auswirkungen haben. Zum Glück ist die Wintersaison fast vorbei. Aber Russland ist ein ganz großer Hoffnungsmarkt. Jedes zweite österreichische Schengen-Visum geht an Russen. Ich hoffe, dass sich die Lage bis zum nächsten Winter beruhigt.

Russen treten – wie etwa die russische Oligarchin Elena Baturina in Kitzbühel – oft als Hotel-Investoren auf. Werden Visa-Schranken für Sie zum Problem?
Ennemoser:
Nein. Frau Baturina lebt in London. Diese Leute lassen, genauso wie etwa Oleg Deripaska (Anm.: einer der reichsten Russen) in Lech, ihre Hotels von Managern vor Ort bewirtschaften.

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