Rollkommando nahm sich Chefinspektor vor

Rollkommando nahm sich Chefinspektor vor
Prozess: Vier Maskierte schlugen einen suspendierten Polizisten zusammen. Warum? Er soll mit der Unterwelt gedroht haben.

Wer hatte da vor wem Angst? Auf der einen Seite die "schillernde Figur" (Zitat Staatsanwalt) Franz Pripfl, der suspendierte, im Februar nicht rechtskräftig wegen Amtsmissbrauchs verurteilte Chefinspektor, der mit seinen guten Kontakten zur Wiener Unterwelt gedroht haben soll.

Auf der anderen Seite eine nun angeklagte russisch-stämmige Geschäftsfrau und ein mitangeklagter Slowake, die ein Rollkommando auf Pripfl angesetzt haben, nach deren Einsatz er laut Staatsanwalt "schon sein letztes Stündchen schlagen hörte".

Kein Gewinn

Rollkommando nahm sich Chefinspektor vor

Beginnen wir beim Chefinspektor, dem sein Naheverhältnis zur Rotlicht-Szene das Ende seiner Polizeikarriere beschert hat. Über einen Baumeister lernte er Olga Kernstock kennen, die laut Anklage mehreren Leuten mit auf handgeschriebenen Zetteln festgehaltenen windigen Schmuckgeschäften insgesamt 695.000 Euro herausgelockt haben soll. Auch Pripfl hoffte auf das große Geld und investierte 25.000 Euro. Allein: Der Gewinn ließ auf sich warten.

Deshalb soll der suspendierte Chefinspektor andere Saiten aufgezogen haben, behaupten die Angeklagten. Er soll 17 Prozent Wucherzinsen gefordert und Olga Kernstock gedroht haben, sie solle auf sich aufpassen, immerhin habe sie ja zwei Söhne und einen Hund.

Die 51-Jährige bat Peter Hrubcin um Schutz "vor diesem unguten Menschen", wie der 33-jährige Mitangeklagte vor Gericht sagt. Er habe ein paar "gute Arbeiter" aus seiner Heimat an der Hand gehabt. Diese rüsteten sich mit Masken, Schlagringen und einem Sturmgewehr aus und lauerten Pripfl auf, als dieser am 5. Mai von Olga Kernstock in ihr Haus gelockt wurde. Vier Männer schlugen und traten auf ihn ein, was einen Augenhöhlenbruch zur Folge hatte. Er musste sich hinknien, einer hielt ihm das Gewehr an. In Todesangst köpfelte Pripfl durch eine doppelt verglaste Terrassentür, hechtete über den Zaun, wurde wieder eingefangen und weiter malträtiert. Inzwischen hatte ein Nachbar die Polizei alarmiert, was die Schläger in die Flucht schlug.

Hrubcin spricht von "angemessener Gewalt": "Wenn Männer sich schlagen wollen, schlagen sie sich. Und das ist dann erledigt. Wir haben gedacht, wir schlagen einen unguten Polizisten zusammen." Die Verteidiger Nikolaus Rast und Philipp Winkler meinen, bei seiner Schilderung der "Abreibung" gehe die Fantasie mit Pripfl durch. Und ein "schutzwürdiges Opfer" sei er auch nicht. Immerhin habe er vorher damit gedroht, den berüchtigten Rotlicht-Capo "Rocky" vorbeizuschicken, falls Olga Kernstock nicht zahle.
"Vor dem brauchte man sich nicht zu fürchten. Der saß im Gefängnis", meint der Richter.
Der Prozess wurde vertagt.

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