Das Risiko des Nobel-Uhrmachers

Auto und Kennzeichen des Chryslers waren laut Polizei gestohlen
Christian Hübner hat sich auf Attacke von Kriminellen vorbereitet. Sie scheiterten an Auslage.

Aufregung Dienstagfrüh in der Wiener Innenstadt. Drei Mal rammten die Männer im blauen Chrysler Voyager die Auslagenscheibe des Nobel-Uhrmachermeisters Hübner am Graben. Dann war das Auto schrottreif. Ein Reifen hatte einen Patschen, der Motorraum war komplett ruiniert. Die Sicherheitsscheibe hielt.

Glimpflich

Inhaber Christian Hübner steht schon wenig später im Geschäft. Überraschend gelassen. "Wir hatten Glück. Der Einbruchsversuch ist relativ glimpflich ausgegangen. Niemand ist verletzt worden, nichts ist gestohlen worden. Und es wurde auch keine Ware beschädigt", sagt er.

Die Rammbock-Bande rollte um 4.48 Uhr an. Und die beiden Männer dürften den Coup bestens geplant haben. Denn um 4.30 Uhr rollte noch die Polizeistreife vorbei, um 4.40 Uhr die Kehrmaschine. Dann gaben die beiden Kriminellen Gas. "Sie sind mit der rechten Stoßstange gegen die Auslage", sagt Polizei-Sprecher Patrick Maierhofer. Doch das Sicherheitsglas hielt stand. Die gescheiterten Einbrecher mussten zu Fuß die Flucht ergreifen.

In welche Richtung sie rannten, ist nicht bekannt – Zeugen zu dem Vorfall gibt es keine. Videoaufnahmen zeigen, die Männer hatten Motorradhelme auf. Als die Polizeistreife wenig später erneut vorbeikam, fand sie nur mehr das Autowrack mit laufendem Motor.

Der Chrysler dürfte gestohlen worden sein. Ebenso die Kennzeichentafeln, die mit Gummiringerln befestigt waren – allerdings von einem anderen Pkw.

Uhrmacher Hübner ist überzeugt: Die Täter haben sein Geschäft vorab ausgekundschaftet. "Aber in diesem Geschäft muss man ein gewisses Risiko einkalkulieren. Und man muss den Gaunern so viele Steine wie möglich in den Weg legen."

Seit den 1960er-Jahren wurde der Betrieb mit weiteren Niederlassungen in Wels und Linz Opfer von Kriminellen. "Entsprechend gesichert sind wir, sichtbar und unsichtbar." Die kaputte Scheibe wurde noch am selben Tag ausgewechselt.

Ausnahme-Szenario

Rammbock-Einbrüche bei Juwelieren sind eher die Ausnahme. In der Wiener City geschah der letzte im Februar 2004. Damals war ein Nobeljuwelier in der Kärntner Straße das Ziel der Einbrecher. Die Bande konnte damals die Auslage eindrücken und Schmuck im Wert von einer Million Euro stehlen. Fünf Personen konnte die Polizei ausforschen, der Kopf der Bande wurde zu acht Jahren Haft verurteilt.

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