Public Viewing: Fußball-Spektakel mit Restrisiko

Public-Viewing-Fanzone vorm Wiener Rathaus während der EURO 2008
25.000 Fans täglich am Wiener Rathausplatz. Polizei ist in Alarmbereitschaft.

Bis zu 25.000 Fußballfans täglich – das Stadt-Wien-Marketing rechnet während der Fußball-EM beim Public Viewing auf dem Rathausplatz mit Massenansturm. In genau 45 Tagen beginnt das Turnier und dauert einen Monat bis zum 10. Juli. Hinter den Kulissen arbeiten die Verantwortlichen an einem – auch wegen der Terror-Bedrohung – strengen und aufwendigen Sicherheitskonzept.

Weitere Public-Viewing-Zonen wird es in Wien in der Strandbar Herrmann, im Alten AKH, im WUK , am Hauptbahnhof sowie auf der Lokalmeile am Donaukanal geben. Auch in den Bundesländern (siehe unten) bekommen die Anhängern viele Fußball-Partys geboten. Neben der Exekutive sind Securitys für die Sicherheit in den Fanzonen verantwortlich. Parallel müssen Vandalenakte und Übergriffe zwischen rivalisierenden Fan-Gruppen verhindert werden.

"Vor jedem Match erstellt die Exekutive eine Risiko- und Lagebewertung. Daran orientiert sich die Stärke der Einsatzkräfte", erklärt Polizeisprecher Roman Hahslinger. So fällt etwa das Vorrundenspiel Deutschland gegen Polen in die höchste Sicherheitskategorie.

Einsatzzentrale

Der Fokus der Polizei liegt naturgemäß beim größten Public Viewing am Wiener Rathausplatz. So wird vor Ort eine eigene Einsatzzentrale in Containern eingerichtet. Video-Überwachung spielt dabei eine entscheidende Rolle, Kriminalbeamte werden sich verstärkt unter das ausgelassene Fanvolk mischen. "Diensthunde-Staffeln stehen rund um die Uhr auf Abruf", ergänzt Hahslinger.

Public Viewing: Fußball-Spektakel mit Restrisiko
epa01372450 Security check at an entrance to a fanzone on Vienna's Ringstrasse ('Ring Road') in Vienna, Austria, on 07 June 2008. EPA/ANDREAS PESSENLEHNER
Der Rathausplatz wird während der Fußball EM eingezäunt. Drei Eingänge stehen zur Verfügung. Hier führen Securitys der Stadt Wien die Personen- und Taschenkontrollen durch. Jeder Besucher wird überprüft.

Der Eintritt ist frei, 26 Gastronomen sorgen für die Verpflegung. Für die Qualität zeichnet Gastro-Profi DO & CO verantwortlich. Das renommierte Unternehmen wurde von der UEFA auch als Exklusiv-Caterer für die EURO in Frankreich engagiert.

Auch die anderen Veranstalter setzten auf private Sicherheitskräfte. "Wir checken unsere Besucher ebenfalls beim Eingang. Pro Spiel sorgen an die zehn Securitys für Sicherheit", weiß Simon Achatz von der Strandbar Herrmann in der City.

Public Viewing: Fußball-Spektakel mit Restrisiko
Für Wiens Kultur- und Sportstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, selbst bekennender Fußball-Fan, steht das Spektakel im Vordergrund: "Den Sicherheitsaspekt müssen wir alle sehr ernst nehmen. Im Mittelpunkt muss aber der Sport und die Selbstverständlichkeit, ein solches Fest feiern zu können, sein. Sonst hätten die Terroristen sogar bei einem Event dieser Größenordnung eines ihrer Ziele erreicht."

Schutz des Teams

Nicht nur Fans in den Public Viewing-Zonen, auch die Österreichische Delegation (inklusive Team) und rot-weiß-rote Anhänger in Frankreich werden während des Turniers geschützt. Bernhard Neuhold, ÖFB-Direktor für Organisation: "Unsere Delegation wird von französischen Beamten und Securitys in Hotels, bei Trainings sowie An- und Abfahrten von den Stadien bewacht. Und mit unseren 70.000 Fans in Frankreich reisen szenekundige Beamte aus Österreich mit. Verbindungsbeamte des Innenressorts sind bereits vor Ort."

Der Countdown läuft: Bis 6. Mai können sich Public-Viewing-Veranstalter beim ORF noch um Lizenzen bewerben. "Derzeit haben wir 227 Anfragen in Bearbeitung", sagt Karin Wögerer von der Pressestelle des TV-Senders. Bei den größten Fanzonen ist der ORF Kooperationspartner.

In Kärnten will sich Klagenfurt als Austragungsort der Euro 2008 neuerlich als "EM-City" positionieren: Beim Public Viewing am Neuen Platz werden alle 51 Spiele für bis zu 5000 Fans täglich live übertragen. Laut Stadt Klagenfurt werden insgesamt 150.000 Zuschauer erwartet.

Bei der Heim-Euro 2008 zog sich die Fanzone im Austragungsort Innsbruck durch die ganze Innenstadt bis hinauf ins Bergiselstadion. Dieses Mal werden kleinere Brötchen gebacken. Bislang steht nur der Sparkassenplatz als Public-Viewing-Herberge fest. Kapazität: 2000 bis 2500 Fußballfans täglich.

In Salzburg kehrt das Public Viewing nach achtjähriger Pause unter dem Motto "Live im Park" zurück. Die Fan-Zone ist auf 1000 Besucher ausgelegt.

Platz für bis zu 5000 Fans bietet der Marktplatz in Dornbirn (ab der Finalphase). Im Ländle ist damit das größte Public Viewing Westösterreichs angesiedelt. Beim Finale spielt auch Bregenz mit, Kapazität am Kornmarktplatz: ebenfalls 5000.

Oberösterreichs offizielle Public-Viewing-Stadt ist Wels, wo sich am Minoritenplatz 1000 Zuseher vor einer großen Leinwand versammeln.

Der zentrale Ort für gemeinsames Leiden und Jubeln ist in Graz während der Euro der Karmeliterplatz. Jedes Spiel und jedes Tor werden auch hier für bis zu 4000 Zuseher übertragen. In NÖ ist Wiener Neustadt die Hauptstadt des Fußballes. 1000 Menschen beherbergt die Fan-Arena samt LED-Leinwand am Hauptplatz.

Die Brauereien und Gastronomiebetriebe dürfen sich auf eine "überschäumende Euphorie" während der Fußball-Euromeisterschaft von 10. Juni bis 10. Juli in Frankreich freuen. Dass die österreichische Nationalmannschaft zumindest in der Gruppenphase teilnehmen wird, lässt den Bierkonsum hierzulande bestimmt kräftig steigen.

Man rechnen damit, dass bis zu ein Drittel mehr Hopfensaft als an üblichen Juni-Tagen aus den Zapfhähnen strömen wird. Und vielleicht noch viel mehr, wenn das Wetter passt und die sportlichen Erfolge der heimischen Fußballer weitergeht.

"So manche Bierliebhaber werden im Schnitt fünf bis zehn Krügerl genießen", weiß Gabriela Straka, Sprecherin der Brauunion, zu der Marken wie Kaiser, Wieselburger, Gösser oder Puntigamer gehören. Um die höhere Trinkfreudigkeit als sonst bewältigen zu können, rüsten alle Brauereien ordentlich auf. Neben speziellen EM-Angeboten unterstützt man Gastwirte beim Ausrichten ihrer Public-Viewings. Noch wird der Ball relativ flach gehalten, wenn es darum geht, den Bierausstoß zu schätzen.

"Wir rechnen mit einem zweistelligen Plus", sagt Rudi Damberger von der Zwettler Privatbrauerei. Firmenchef Karl Trojan von der Schremser Brauerei bleibt vage: "Die Fußball-EM ist in jedem Fall konsumfördernd."

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