Polizeikritik an Feuerwerks-Pistolen

Polizeikritik an Feuerwerks-Pistolen
Die Gaswaffen schauen echten Waffen täuschend ähnlich und können Silvesterraketen verschießen.

Pyrotechnik, wie Silvesterraketen, Böller und Knaller kommen nicht aus den Negativschlagzeilen. Am Mittwoch warnte die Wiener Polizei eindringlich vor Feuerwerks-Pistolen und -Revolvern. Mit diesen Faustfeuer-Gaswaffen können – über einen am Lauf angeschraubten SchießbecherRaketenladungen verschossen werden. Die Geschoße fliegen bis zu 40 Meter hoch oder weit.

Im Handel erhältliche Gaswaffen mit Schießbecher unterliegen dem Waffengesetz. Das bedeutet, dass beim Kauf ein Lichtbildausweis vorzulegen ist und dass der Besitzer älter als 18 Jahre sein muss. Bei einer Gaswaffe jedoch ist gesetzlich vorgeschrieben, dass nach Betätigung des Abzuges keinerlei Material den Lauf verlassen darf. Die aufgeschraubte Raketenabschuss-Vorrichtung aber katapultiert die geladenen Patronen 40 Meter weit. Das Waffengesetz wird somit ausgehebelt, die Produkte sind jedoch völlig legal.

Albtraum für Exekutive

"Für die Exekutive sind diese Produkte ein Albtraum – wenn etwa am Silvesterpfad vor dem Stephansdom bei Tausenden Besuchern plötzlich Dutzende mit solchen Pistolen herumfuchteln. Wie soll ein Beamter in wenigen Sekunden einschätzen können, zu welchem Zweck die Faustfeuerwaffe eingesetzt werden soll?", skizziert Polizeisprecher Oberst Hans Golob die Problematik.

Der KURIER besuchte einen der größten heimischen Waffenhändler und ließ sich in einer Filiale von Johann Springer’s Erben die kritisierten Waffen zeigen. Sofort fiel auf, dass sich die Produkte in keinem Detail von echten Schusswaffen unterscheiden. Material, Design, Farbe, Griffschalen und Abmessungen sind völlig ident. Sogar das Gewicht ist ähnlich.

"Selbst ein geschultes Auge kann den Unterschied nicht erkennen. Wie reagieren dann erst Passanten, die beobachten, wie plötzlich auf offener Straße eine Waffe gezogen wird? So ein Szenario kann Panik auslösen und es kann bei der Reaktion unserer Polizisten zu Missverständnissen kommen", kritisiert Golob. Bedenklicher Nachsatz: "Leider ist durch diese Produkte auch ein direkter Beschuss von Menschen möglich."

Lorenz Höflin, Springer-Geschäftsführer, kann die Polizeikritik nicht nachvollziehen: "Dann muss der Gesetzgeber Silvesterraketen ebenfalls verbieten. Diese Gaswaffen sind sogar sicherer als die übliche Vorgehensweise, Raketen aus leeren Flaschen starten zu lassen."

Allerdings nur dann, und da pflichtet auch der Waffenexperte bei, wenn die Gaspistolen in den richtigen Händen sind. Höflin: "Ich selbst habe in den letzten Wochen an mehrere auffällige Kunden diese Produkte nicht verkauft. Sogar unsere Lehrlinge sind angewiesen, bei Verdacht auf mangelnde Verlässlichkeit der Käufer, keine Ware abzugeben."

Die Gaswaffen werden vom Unternehmen Springer intensiv beworben. Kürzlich tauchten in Postwurfsendungen in Wien-Donaustadt detaillierte Prospekte zu den Feuerwerkspistolen auf.

Übringes werden zu Silvester zehn Mio. Euro in den Wind geschossen (mehr darüber hier).

Explosive Beute ließen Kriminelle im Burgenland und der Oststeiermark mitgehen. In Pinkafeld, Bezirk Oberwart, brachen die Täter zwei Lagercontainer, die mit etwa eineinhalb Tonnen Feuerwerkskörper befüllt waren, auf. „Sie haben alles bis auf ein paar Packungen Schweizerkracher mitgenommen“, sagt Christian Schirnhofer, Marktleiter des Baumarktes in Pinkafeld. Bei der Eingangstür zum Verkaufscontainer sind die Kriminellen gescheitert. Der Diebstahl ist erst gestern Mittag aufgeflogen, wann die Täter zugeschlagen haben, ist noch Teil der Ermittlungen.

Vermutlich die selben Täter haben in einer anderen Filiale der Baumarktkette in St. Johann in der Haide, Bezirk Hartberg-Füstenfeld, zugeschlagen. Hier beziffert die Polizei den Schaden mit etwa 13.000 Euro.

Schaden

„Wir sind noch am recherchieren, welchen Wert die Ware hatte“, sagt Schirnhofer aus Pinkafeld. 7000 Euro dürften es aber auf jeden Fall sein.

Die Ermittlungen der Polizei in beiden Fällen laufen. Kunden müssten sich aber keine Sorgen machen, dass sie zu Silvester ihre Raketen nicht starten können. „Wir werden sicher wieder Ware bekommen, es wird keinen Engpass geben“, sagt Schirnhofer. Er hofft auch, dass sich Augenzeugen melden, die etwas von dem Einbruch bemerkt haben.

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