Karl Hartig: "Schlaflose Nächte gibt es immer wieder"

Seit mehr als sieben Jahren ist Karl Hartig Herr über den Bau des Hauptbahnhofes.
ÖBB-Projektleiter Karl Hartig erzählt, wie es gelungen ist, den Bau skandalfrei abzuwickeln.

Das Areal ist so groß wie der achte Wiener Gemeindebezirk. Für die unverwechselbare, rautenartige Dachkonstruktion wurden 7000 Tonnen Stahl benötigt – so viel wie einst für den Bau des Eiffelturmes. Wenn im Dezember 2015 der Vollbetrieb läuft, werden täglich 145.000 Passagiere den neuen Wiener Hauptbahnhof frequentieren – und pro Tag 1100 Züge halten. Dann wird man per Bahn zum Beispiel von Linz direkt zum Flughafen Schwechat fahren können – in einer Stunde und 47 Minuten.

Hauptverantwortlich für das Großprojekt ist der Wiener Karl Hartig. Der KURIER fragte den 65-Jährigen, wie es gelungen ist, alles planmäßig abzuwickeln und auch das Volk mitzunehmen.

KURIER: Herr Hartig, das Mega-Projekt Hauptbahnhof Wien liegt im Kosten- und im Zeitplan. Wie ist das gelungen?

Karl Hartig: Wir haben gesagt, wir fangen erst zu bauen an, wenn wir eine stabile Planung haben. Wir haben 2005 begonnen und gute viereinhalb Jahre in die Planung gesteckt. Das hat sich hundertfach bezahlt gemacht. Es gehört bei einem solchen Projekt aber auch ein bisschen Wetterglück wie beim vergangenen Nicht-Winter dazu.

Derzeit fahren nur Schnell- und Regionalzüge den Hauptbahnhof an, im Dezember soll der Fernverkehr (Nord-Süd) dazukommen, ab Ende 2015 der Vollbetrieb laufen. Ist das auch zeitgerecht zu schaffen?

Ja, ganz sicher.

Kalkuliert sind Kosten von 1,014 Milliarden Euro. Wird dieser Rahmen halten?

Ja, weil wir den größten Teil der Arbeiten vergeben haben. Es wird keine Nachtragsforderungen in unüberschaubarem Ausmaß geben.

Es gab bei dem Großprojekt keine großen Konflikte – im Gegensatz zu anderen Bahnhofsprojekten, wie etwa Stuttgart 21. Warum ist es in Wien weitgehend friktionsfrei abgelaufen?

Karl Hartig: "Schlaflose Nächte gibt es immer wieder"
Wir haben in allen angrenzenden Bezirken eine Wanderausstellung gemacht, wo den Bürgern immer Experten zur Verfügung gestanden sind. Wir haben immer offen kommuniziert. Dadurch bekommt man ein gewisses Vertrauen. Wir haben auch einen Ombudsmann, der 24 Stunden am Telefon erreichbar ist, gut zuhören kann und die Leute auch zu Hause besucht. Wenn eine Betonpumpe um 6 Uhr in der Früh anfängt, kann er sagen: "Bitte fangt erst um 7 Uhr an." Der Ombudsmann hat außerdem in allen Betroffenen Häusern immer Aushänge gemacht, damit die Bewohner wissen, was gerade passiert: Zum Beispiel, wenn es Nachtarbeiten gab. Wenn die Leute informiert werden, dann haben sie Verständnis.

Es gab immer wieder Bauprojekte – man denke nur an das AKH oder den Skylink – mit massiven Kostenüberschreitungen, Zeitverzögerungen und/oder Korruption. Liegt es an strengeren Kontrollen und Regeln, dass es heute oft besser läuft?

Ich glaube, man hat gelernt. In den ÖBB gibt es ein dickes Management-Handbuch mit genauen Vorgaben, wie Projekte abzuwickeln sind. Das sieht man bei den zirka 800 Projekten, die von den ÖBB seit 2005 verwirklicht wurden. Da gab es eine Abweichung bei den Kosten von nur einem Prozent.

Können Sie ausschließen, dass rund um den Hauptbahnhof noch Skandale aufpoppen?

Das kann ich mit Sicherheit ausschließen.

Gab es Phasen, in denen Sie schlaflose Nächte hatten?

Die gibt es immer wieder.

Gab es Probleme mit Firmen?

Schwierig ist es, wenn eine Firma in Konkurs geht. Wie etwa beim Alpine-Konkurs. Nachdem diese aber in eine ARGE eingebunden war und die anderen Unternehmen solidarisch einspringen mussten, hatten wir kaum Probleme.

Mit Schwarzarbeitern hatten Sie nie Probleme?

Nein, wir wurden laufend kontrolliert. Und wir sind auch stolz, dass wir mehr als fünf Millionen Mann-Stunden ohne einen nennenswerten Arbeitsunfall hatten. Wir haben sehr viel Wert auf Schutzausrüstung gelegt. Das war uns ein besonderes Anliegen.

Hauptbahnhof

Spatenstich 2007, Eröffnung Oktober 2014. Derzeit nur Regionalverkehr, ab Dezember Fernverkehr Nord-Süd, ab Ende 2015 Vollbetrieb (145.000 Reisende,1100 Züge täglich). Am Bahnhof gibt es 90 Geschäfte. Kosten: 1,014 Milliarden Euro.

Karl Hartig

Der gebürtige Wiener (65) hat Chemie studiert, war Uni-Assistent, im Gesundheits- und Umweltministerium, im Parlament und Verkehrsressort tätig. Seit September 2007 ist Hartig ÖBB-Gesamtprojektleiter des Wiener Hauptbahnhofes.

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Austrian President Fischer holds the red courtain
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Eröffnung Hauptbahnhof am 10.10.2014 Wien.…
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