Neuerungen für Wiens Pedalritter
Martin Blum steht auf der Bremse. Der "Fahrrad-Obama Wiens" (© Christoph Chorherr, grüner Gemeinderat) winkt ab, als der KURIER ihn bittet, für ein Foto auf dem Gehsteig entlangzuradeln. "Das macht in meiner Funktion keine gute Figur", sagt der Fahrradbeauftragte der Wiener Stadtregierung. Sein Job ist es, die Fortbewegung auf zwei Rädern in Wien populärer zu machen. In Tagen wie diesen, in denen viel vom Krieg zwischen Rad- und Autofahrern die Rede ist und sich die Diskussion allein um Nummerntaferln, Handyverbot und geringere Promillegrenzen für Radler dreht, ist "Obama-Sein" nicht leicht. "Wir sind bemüht, das Klima zu verbessern", sagt Blum dennoch staatsmännisch.
Der KURIER erarbeitete nun mit den Radexperten Heike Hochhauser vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) und mit Alec Hager, Chef der IG-Fahrrad, einen Forderungskatalog. "Eine von uns durchgeführte Umfrage ergab, dass Wien nur die viertfreundlichste Fahrradstadt Österreichs ist", sagt Hochhauser (siehe auch Grafik). "Jeder zweite Radfahrer ist unzufrieden mit den Bedingungen."
Ring frei ab Oktober
"Noch immer werden Fuß- und Radwege teils verschränkt geführt", sagt Hochhauser. Die Verwirrung ist groß, der Bau des Ringradwegs noch immer nicht abgeschlossen. Immerhin sind schon jetzt bis zu 7000 Radler pro Tag rund um den Ring unterwegs. Blum kündigt an: "Ab Anfang Oktober soll der Ring durchgehend beidseitig befahrbar sein." Zwischen Rathaus und Parlament werden die Bauarbeiten Mitte August abgeschlossen. Es folgt der Lückenschluss zwischen Parlament und Bellariastraße und jener bei der Babenbergerstraße im Oktober. "Aber auch die Wege in der Innenstadt sollen optimiert werden", sagt Blum. "Die Strecke zwischen Burgring und Franz-Josefs-Kai soll möglichst direkt befahrbar sein." Außerdem könnte die Einbahn in der Postgasse aufgehoben werden. Dadurch gebe es eine direkte Verbindung zwischen Stubentor und Schwedenplatz.
Neue Ampeln
"Damit der Radverkehr flüssiger wird, müssen Ampelintervalle ans Rad angepasst werden", fordert Hager. Blum lässt mit einem Pilotprojekt aufhorchen: "2013 werden wir auf der Praterstraße Tafeln anbringen, die Radlern ihre Geschwindigkeit anzeigt und die angibt, wie schnell man fahren muss, um die nächste Grünphase zu erwischen."
Radgaragen
Auch hier gibt’s Neuigkeiten. 2015 wird es am neuen Zentralbahnhof eine große Radgarage samt Servicestation für mehrere Hundert Räder geben. Ab Dezember 2013 werden dort kleine Garagen und Abstellanlagen errichtet. Für den Westbahnhof soll heuer eine Lösung für geschützte Abstellplätze gefunden werden.
Hotspots
"Für Fahrradfahrer ist die Margaretenstraße sicher ein Verkehrssicherheitsfiasko", sagt Radlobbyist Hager. "Der Zweirichtungsradweg ist zu eng und überlastet." Blum verspricht eine Lösung: "Möglich wäre, dass Radler in einer Richtung künftig die Busspur verwenden können." Die Fahrradstraße in der Hasnerstraße (Ottakring) wird übrigens im September eröffnet. Hier haben Radler Vorrang und Autos können die Straße nicht auf der vollen Länge befahren.
Neue App fürs Handy
"Wahrscheinlich 2013 werden wir auch eine App für Radwege in Wien vorstellen", sagt Blum. Für jene, die nicht so lange warten möchten, bietet www.bikecityguide.org seit Kurzem eine gute Übersicht über das Radwegenetz.
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