Neue U-Bahn-Sheriffs mit Ablaufdatum

Neue U-Bahn-Sheriffs mit Ablaufdatum
Polizei bekommt nun Verstärkung durch private Sicherheitsleute

Der Aufbau einer neuen Security-Truppe in der Wiener U-Bahn begann bereits mit einem ersten Fauxpax. Am Montag flatterte den Mitarbeitern die Betriebsanweisung 32/2016 ins Haus. Dessen Inhalt: Ab 06. 04. 2016 werden im gesamten U-Bahn-Netz Securitygruppen in 2er-Teams und mit eventueller Hundebegleitung unterwegs sein, diese sollen unterstützend in den Stationen wie auch in den Fahrzeugen tätig werden und auf die Einhaltung der Beförderungsbedingungen und Hausordnung achten.

Wenig später landete das Mail in einem Tramway-Internetforum und am Tag darauf auch noch im Online-Standard. Statt der für heute, Mittwoch, groß geplanten Präsentation im Wiener Rathaus mit Stadträtin und Polizeipräsident, sickerte die Information bereits so an die Öffentlichkeit.

Fünf Stützpunkte

Demnach werden Stützpunkte für die neuen U-Bahn-Sheriffs am Praterstern, am Westbahnhof, in der Josefstädter Straße, beim Schottenring und am Handelskai eingerichtet, also fünf Knotenpunkten im Wiener Netz. In diesen wird auch jeweils ein Mobiltelefon sowie Warnwesten mit der Aufschrift "Security im Auftrag der Wiener Linien" deponiert, die von den Securitymitarbeitern zu Dienstbeginn ausgefasst und bei Dienstende wieder retourniert werden, heißt es in der im Internet durchgesickerten Anweisung von Montag.

Befristetes Projekt

Die neuen U-Bahn-Sheriffs werden jedenfalls von der Firma Securitas gestellt. Deren Mitarbeiter erhielten aber am Dienstag einen Maulkorb, auch bei der Polizei und den Wiener Linien durfte niemand über das neue Projekt mit den U-Bahn-Sheriffs reden. Dem KURIER liegen aber Informationen vor, dass es sich vorerst nur um ein befristetes Projekt (mit einem Ablaufdatum) handelt.

Die neue Truppe hat jedenfalls keine besonderen Befugnisse: Bei Verstößen in den Fahrzeugen setzen die Securitymitarbeiter über die Notsprechstelle an die Fahrzeugführer einen Notruf mit dem Hinweis Security und dem Vorfall ab, die Fahrzeugführer leiten über die zentrale U-Bahn-Leitstelle die notwendigen Maßnahmen ein.

Michael Bauer, Zentralbetriebsrat der Wiener Linien betonte, dass es sich um zusätzliches Personal handelt und nicht statt den bisherigen Mitarbeitern eingesetzt werde. Mehr dürfe er vor der Präsentation nicht sagen.

Warum eine Truppe ohne Befugnisse künftig mit Hunden patrouillieren soll, sorgt bereits für Spott und Häme im Internet. So wurde gefragt, ob die Hunde dabei sind, damit sich die Securitys nicht fürchten. Unklar ist auch, ob sich die Tiere an die Leinen- und Beißkorbpflicht halten müssen.

Bereitschaftseinheit

In der U-Bahn wird es jedenfalls langsam eng für die Sicherheitsmänner. So wurde erst 2012 die Bereitschaftseinheit der Polizei gegründet, deren wesentliche Aufgabe die "Sicherheit in öffentlichen Verkehrsmitteln" ist. Zuletzt wurde stets betont, wie sicher die heimischen Stationen (auch durch diesen Einsatz) sind. Das gilt nun offenbar nicht mehr.

Am Praterstern fühlen sich aber trotz der vielen Maßnahmen immer noch manche Fahrgäste unsicher. Sie berichteten beim Lokalaugenschauen, dass sie sich ob der großen Polizeipräsenz tagsüber gut geschützt fühlen, aber Abends mehr Sicherheitspersonal wünschenswert wäre – vor allem am Praterstern und am Westbahnhof: "Wer Wien kennt und dann zum Praterstern kommt, könnte glauben, man wäre in einer anderen Stadt. Überall lungern zwielichtige Gestalten herum, das muss aufhören", sagt ein Passant zum KURIER.

Ob das durch die neuen Sheriffs besser wird, wird die Zukunft zeigen.

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