Nächste Runde im Zeitungsstreit
Der Trend ist klar", sagt Richard Förster. Gratiszeitungen wie Österreich und Heute würden immer vehementer versuchen, ihr Netz in Wien zu verdichten. Der Kampf um die Straße wird zwischen den kleinformatigen Gratisblättern zunehmend hart geführt.
Förster ist Beamter der Stadt Wien. Seine Abteilung, die MA 46, prüft, wo auf öffentlichem Grund die beiden Verlage ihre Entnahmeboxen aufstellen dürfen. Derzeit sind es 581 Kisten, die über die ganze Stadt verteilt sind (nicht miteingerechnet sind Boxen, die Heute exklusiv in den Öffistationen aufstellen darf).
Stellplatz für Schönfärberei?
KURIER-Informationen, wonach das rot-grüne Wien soeben eine große Anzahl an Stellplätzen im öffentlichen Raum genehmigt hat, um sich im Gegenzug genehme Berichterstattung erhoffen zu dürfen, kann Förster nicht bestätigen. "Die Zahl der Boxen ist seit 2009 unverändert", sagt der Beamte. "Aber entsprechende Anträge der Verlage liegen vor und werden geprüft." Innerhalb von sechs Monaten werde eine Entscheidung fallen.
Doch sechs Monate können lang sein. So scheint es Wolfgang Fellner, Herausgeber der Zeitung Österreich, zu sehen. Immerhin musste die MA 48 zuletzt zahlreiche widerrechtlich aufgestellte Entnahmeboxen entfernen. "In den letzten drei Wochen waren es 150 Boxen", sagt Franz Bischof von der MA 48. "Die Kartonagen waren behördlich nicht genehmigt." Mitunter wurden die Entnahmeboxen von den Beamten entfernt und am nächsten Tag vermutlich von Verlagsmitarbeitern wieder aufgestellt. "An besonders stark frequentierten Plätzen ist das vorgekommen", sagt Bischof.
Bis Redaktionsschluss war die Geschäftsführung der Zeitung Österreich für keine Stellungnahme erreichbar.
Der Streit findet nicht nur auf der Straße, sondern längst auch im Kartellgerichtssaal statt. Wie berichtet, stößt sich Fellner daran, dass Heute das Exklusivrecht besitzt, Verteilboxen auf den Flächen der Wiener Linien aufzustellen. Während Österreich nur vor den Öffistationen aufliegt, gibt’s Heute in unmittelbarer Bahnsteignähe. Fellner hat deshalb die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) angerufen. Das Kartellgericht ermittelt. Es geht um die berechtigte Frage, ob sich ein städtisches Unternehmen einfach so einen Vertragspartner aussuchen kann. Bis heute ist auch unklar, wie hoch die Miete ist, die Heute für den exklusiven Vertriebsweg im Untergrund bezahlt. Dem Vernehmen nach ist das Entgeld gering. Bei den Wiener Linien wird dies mit Verweis auf Vertragsverschwiegenheit nicht kommentiert.
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