Nach Raubüberfall auf Autor: "Ich werde weiterschreiben"

Petar Milatovic nach dem Überfall in seiner Wohnung
Opfer Petar Milatović vermutet eine Spur ins Ausland. Er sei mehrmals bedroht worden, behauptet er.

"Ich denke immer an den Überfall, es ist wie in einem Rad." Am Tag nach dem brutalen Raub in seiner Brigittenauer Wohnung ist der serbische Schriftsteller und Journalist Petar Milatović noch sichtlich mitgenommen.

"Das hat 108-prozentig (sic!) einen politischen Hintergrund", ist der 66-Jährige überzeugt. Jahrelang hat der in Montenegro geborene Autor in Serbien und dann in Österreich antikommunistische politische Essays und Bücher geschrieben. Hierzulande wurde er bekannt, als er gegen die Unabhängigkeit des Kosovo auftrat. 2010 veröffentlichte Milatović das Buch "Kommissare in Soutane – kommunistische Spione in der serbisch-orthodoxen Kirche". Auf Dokumente dieses Werks hätten es die Räuber nun abgesehen gehabt.

Als es am Dienstag gegen acht Uhr an der Wohnungstür läutete und der Autor durch den Spion niemanden sah, öffnete er – und stand zwei Maskierten mit auf Hüfthöhe gehaltenen Pistolen gegenüber: "Der eine sagte: ,Geh zurück, bleib kooperativ und sei ruhig‘", erzählt der 66-Jährige. Milatović tat wie geheißen und setzt sich auf einen Sessel. Dort fesseln ihn die Männer mit Gewebeband.

"Die haben das Buch aus der Tasche gezogen und gefragt, wo sind diese Dokumente und Fotos." Schließlich hätten die Täter die Unterlagen, die Spionageaktivitäten mancher Geistlicher beweisen sollen, in seinen Archiven gefunden. Auch Orden, Gemälde und 3000 Euro Bargeld nahmen die Täter mit. Bevor das Duo die Wohnung verließ, hätten sie Milatović den Mund zugeklebt. Erst eineinhalb Stunden später fand ihn ein Nachbar.

Tito-Anhänger

Der Autor ist überzeugt, dass die Spur zu Tito-Anhängern nach Serbien führt. Seit 2010 habe er bis zu 20 Drohungen erhalten. "Die Räuber haben schlechtes Deutsch gesprochen. Einmal habe ich auf Serbisch geschimpft und sie haben überrascht geschaut. Ich wollte testen, ob es Serben sind." Einschüchtern will er sich aber nicht lassen. "Ich will weiterschreiben. Die Wahrheit ist mein oberstes Prinzip."

In der serbischen Community kann man sich vorstellen, dass sich der Autor Feinde gemacht habe. Mit seinen teils radikalen Ansichten sei er oft angeeckt. Viele Austro-Serben hätten sich von ihm distanziert, heißt es bei der Österreichisch Serbischen Gesellschaft. Milatović gilt als Nationalist. Das bestreitet der Autor jedoch. "Ich bin Patriot, wie jeder normale Mensch."

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