Kern und Strache trafen gekündigten Wutvideo-Mann

Kern und Strache trafen gekündigten Wutvideo-Mann
Ein kritisches Video über eine versuchte Vergewaltigung auf der Donauinsel kostete einen jungen Wiener den Job. Bundeskanzler Kern empfing Patrick F. und zeigte Verständnis. Auch FPÖ-Chef Strache hatte ein offenes Ohr.

Patrick F. hat sich ziemlich aufgeregt. In einem während einer Autofahrt gedrehten gedrehten Facebook-Video beschwerte er sich bei Bundeskanzler Christian Kern und Bürgermeister Michael Häupl (beide SPÖ). Er wollte Antworten auf seine Frage, warum nach einer versuchten Vergewaltigung beim Donauinselfest der Verdächtige wieder auf freien Fuß gelassen worden war. Weil der junge Wiener in dem Video mit seiner Arbeitskleidung zu sehen ist und seine Privatmeinung kundtut, wurde er von der Firma GWS Krankenbeförderung gekündigt.

Kern teilt Meinung

Nachdem in zahlreichen Medien über die Kündigung berichtet worden ist, hat sich Kern am Dienstag mit dem Mann getroffen. "Ich teile seine Meinung voll und ganz", schrieb Kern auf Facebook. "Es ist absolut unverständlich, dass es in dem dramatischen Fall rund um die versuchte Vergewaltigung zu einer Freilassung kommen konnte." Er hätte sich auch die selben Fragen gestellt. Dass F. nun wegen dieser Kritik seinen Job verloren hat, ist für Kern "absolut nicht nachvollziehbar und geht eindeutig zu weit."

F. sei "ein engagierter, sympathischer Mann. Wenn wir es nicht mehr aushalten, dass jemand offen Kritik äußert oder seine Meinung sagt, dann läuft was falsch in Österreich", schreibt Kern. Laut dem Posting des SPÖ-Chefs hat der Jungvater wieder einen neuen Job in Aussicht.

Auch dem FPÖ-Chef Heinz Christian Strache stattete F. einen Bürobesuch ab. Die Blauen hatten sich zuvor bereits eingeschaltet und angeboten, dem Gekündigten einen Anwalt zur Seite stellen. Strache erneuerte dieses Angebot und schrieb auf Facebook: "Ich finde es ungeheuerlich, dass man einen Familienvater – offenbar aus parteipolitischen Gründen – versucht mundtot zu machen und ihn vor die Türe setzt." Die Firma GWS gilt als SPÖ-nahes Unternehmen.

"Und Kopf hoch", fügte Strache hinzu, "es wird sich für dich sicherlich eine gute Job-Alternative finden!"

Verdächtiger inzwischen in U-Haft

In dem Video fragte Patrick F.: "Wie kann das sein, dass ein afghanischer Flüchtling am Donauinselfest ein Mädel vergewaltigt (es war versuchte Vergewaltigung, Anm.) und dann freigelassen wird?" Mehr als 173.000 Mal wurde das Video bisher auf Facebook geklickt.

Der Fall dahinter: Nach einer versuchten Vergewaltigung auf dem Wiener Donauinselfests Ende Juni war ein Verdächtiger nach seiner polizeilichen Einvernahme zuerst auf freien Fuß gesetzt worden. Darauf bezog sich Patrick F. Inzwischen wurde aber U-Haft über den 18-jährigen Afghanen verhängt. Als Haftgrund wurde Tatbegehungsgefahr angenommen.

Ein 18-Jähriger hatte vor einer Bühne mit einer Gruppe männlicher Jugendlicher eine 21 Jahre alte Frau eingekreist und bedrängt. Er soll sie umklammert und zunächst an den Brüsten und im Intimbereich begrapscht haben. Die 21-Jährige konnte sich vorerst losreißen und in Richtung Treppelweg flüchten. Laut Anklage verfolgte sie der Verdächtige, zerrte sie in ein Gebüsch, setzte sich auf die Frau und riss ihr das T-Shirt vom Körper. Dabei wurde er von Polizisten der Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität (EGS) in Zivil beobachtet. Sie kamen der Frau, die unter Alkoholeinfluss stand, aber sich dennoch nach Kräften wehrte, zu Hilfe, zerrten den Burschen weg und sprachen die Festnahme aus.

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