Mutter mit 17 Stichen getötet: Kein Mordprozess für 17-Jährigen

Nachdem Fabian seine Mutter erstochen haben soll, setzte er sich die orange Anime-Maske auf und wartete auf die Polizei
Fabian N. leidet an psychischer Erkrankung. Über Einweisung entscheidet Gericht.

Fabian N. ist krank. Der 17-Jährige, der im vergangenen März in Wien-Penzing seine eigene Mutter erstochen haben soll, leidet an "einem psychotischen Zustand bei zugrunde liegender Erkrankung aus dem schizophrenen Formenkreis". Zu diesem Schluss kommt Psychiaterin Gabriele Wörgötter, die das Gutachten über den jungen Mann erstellt hat. Somit steht fest: Es wird keinen Mordprozess geben, das Gericht muss über eine Einweisung in eine Anstalt für Fabian N. entscheiden.

Fabian N. lebte in einer Traumwelt. "Ganz anders und viel schöner" sei diese Welt. Darin habe er auch eine "Mission" zu erfüllen gehabt – dem Konflikt mit seiner Mutter zu entkommen. Er habe diese Fantasiewelt gegen die reale Welt ersetzt", sagt die Psychiaterin. Er steckte sich drei Ringe aus japanischen Manga-Comics an die Finger, nahm ein Messer und soll damit mehrfach auf Sabine N. eingestochen haben. Sie hatte ihn kurz zuvor aufgefordert, die Wohnung zu verlassen und zum Vater zu gehen – denn Fabian hatte an diesem Tag die Zeit wieder einmal lieber mit Anime-Filmen vertrödelt, als – wie ausgemacht – Palatschinken zu machen.

"Heiß", war er auf die Mutter, gab Fabian vor der Polizei an. Er setzte sich in sein Zimmer und malte ein Bild. Mutter und Vater zeichnete er blutüberströmt. Er selbst stand daneben, hatte ein Messer in der Hand. Sein Gesicht glich dem des "Joker" aus Batman.

Schlechtes Karma

Nach der Tat rief er einen Freund an. "Jetzt habe ich ein schlechtes Karma", erklärte er ihm. Dann schrieb er seinem Vater, der von der Mutter getrennt war, Nachrichten."Weißt du Papa, ich habe dich ganz toll lieb. Du bist der beste Papa der Welt."

Nachdem er die Polizei verständigt hatte, setzte sich Fabian eine orange Maske der Anime-Figur "Tobi" – sein Lieblingscharakter, der eine eigene Vorstellung von Gut und Böse habe – auf und wartete auf die Einsatzkräfte. Er hätte sich vor den Augen der Polizei erstechen wollen, gab er an. Doch die Rettung kam zuerst. Ein Sanitäter forderte ihn auf, die Maske abzulegen. Das zerstörte seine Vorstellung von einem "ehrenhaften Selbstmord".

Die Mutter zu töten sei für ihn die einzige Lösung gewesen, erklärte er der Psychiaterin. "Dann wird sie mich nicht mehr so nerven", erklärte er. Er habe "so eine enorme Wut" auf die Mutter gehabt und korrigierte später: "Es war nicht nur Wut, es war ein richtiger Hass."

Aktuell befindet sich Fabian in der Justizanstalt Linz. In Haft gab er an, Stimmen zu hören. "Sie haben mir befohlen, jemanden umzubringen." Er hegte Selbstmord-Gedanken, bedrohte das Personal, prahlte sogar mit seiner Tat. Wenig später wiederum plagten ihn Schuldgefühle.

Die Psychiaterin schätzt ihn als weiterhin gefährlich ein.

Wann über eine Einweisung in den Maßnahmenvollzug entschieden wird, steht noch nicht fest.

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