Musiker der Symphoniker in U-Bahn attackiert

Das Opfer mit dem Designer Nhut La Hong
Dem 48-Jährigen wurde bei tätlichem Angriff der Finger gebrochen. Er bangt nun um seine musikalische Karriere.

Michael Buchmanns Kapital sind seine Hände. Der Virtuose der Wiener Symphoniker bangt seit Sonntagfrüh um seine musikalische Zukunft. Bei der brutalen Attacke einer dreiköpfigen Gang in der Wiener U-Bahn erlitt der Musiker einen komplizierten Bruch des linken Ringfingers. Sollte die Verletzung nicht wieder vollständig heilen, droht dem Bratschisten ein Ende seiner künstlerischen Karriere.

Tournee

Buchmann befindet sich mit den Symphonikern auf einer Konzerttournee. Nach einem Auftritt am Samstag in Dortmund flog das Orchester nachts nach Wien zurück. Vor dem Konzerthaus verabschiedete er sich noch von Kollegen, um mit der U-Bahn in seine Wohnung nach Wien-Liesing zu fahren.

"Ich war in der U4-Station Karlsplatz und habe auf den Zug gewartet. Plötzlich hat es nach Rauch gerochen. Drei junge Männer sind neben mir gestanden, einer rauchte gerade eine Zigarette. Ich habe sie darauf aufmerksam gemacht, dass hier Rauchverbot herrscht", schildert Buchmann dem KURIER.

Dass er mit dem simplen Hinweis eine Bombe zündete, hätte der 48-Jährige nicht gedacht. "Der eine ist sofort extrem aggressiv geworden und hat auf Englisch geschimpft. Dann ist er zu mir gekommen und hat mich angespuckt", sagt der Musiker. Obwohl er "innerlich kochte", sei er dennoch ruhig geblieben und habe ihn nochmals auf die Zigarette aufmerksam gemacht. Danach eskalierte die Lage. "Er hat mich am Hals gepackt, ich habe mich aber zu keiner Schlägerei provozieren lassen. Dann hat er hergetreten und meine linke Hand erwischt", so Buchmann.

Danach stiegen die drei Männer in den Zug ein. "Ich bin auch eingestiegen und habe erst später bemerkt, dass der Finger merkwürdig weggestanden ist." In der nächsten Station entschied sich Buchmann, noch einmal den Schläger anzusprechen, um ihm mitzuteilen, dass er verletzt sei und ins Krankenhaus muss. Außerdem rief er die Polizei, die wiederum wollte, dass er die drei Verdächtigen so lange aufhält, bis eine Streife eintrifft. Sie ließen sich freilich nicht aufhalten und flüchteten. Buchmann beschreibt die Männer als auffallend klein und von südländischer Herkunft. Seiner Einschätzung nach könnte es sich um Asylwerber gehandelt haben.

Schock

Der Wiener Promi-Modedesigner Nhut La Hong ist mit Buchmanns Familie eng befreundet. Als er von dem Zwischenfall erfuhr, brachte er den 48-Jährigen Sonntagfrüh ins Unfallkrankenhaus Meidling. La Hong ist bestürzt, was seinem Freund mitten in Wien widerfahren ist.

Im Krankenhaus wurde ein Drehbruch des Ringfingers festgestellt. Was vermutlich für jeden anderen kein großes Thema wäre, war für Buchmann eine Schocknachricht. "Als Streicher bin ich beruflich auf meine Finger angewiesen. Wenn ich hier beweglich eingeschränkt bin, wäre das verheerend".

Nach Rücksprache mit den Ärzten entschied man sich, wegen der klassischen Risiken auf eine Operation des Fingers zu verzichten. Der Bruch wurde unter Betäubung in die richtige Position gebracht und anschließend geschient und gegipst. Erst in ein paar Wochen wird sich herausstellen, ob der Finger wieder völlig heilt. Die Tournee ist für Buchmann vorbei.

Der 48-Jährige erstattete bei der Polizei Anzeige, ermittelt wird wegen schwerer Körperverletzung. Es gibt einige Augenzeugen, die den Vorfall in der U-Bahnstation beobachtet haben und bezeugen können.

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