Raubmörder erneut verurteilt

Symbolbild
Obwohl Komplize die Schuld auf sich nahm, fiel wieder ein Schuldspruch: 20 Jahre Haft.

Saß Norbert L. zweieinhalb Jahre schuldlos im Gefängnis? Am Freitag bekam der 24-jährige Slowake eine zweite Chance, sein Mordprozess wurde neu aufgerollt.

Am 28. Juni 2011 soll L. gemeinsam mit einem 33-jährigen Landsmann den Wiener Robert A. zum Liesingbach gelockt und dort mit zwölf Messerstichen ermordet haben. Im April 2012 wurden beide zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Slowaken hatten sich gegenseitig die Schuld am Mord zugeschoben. Nachdem der Oberste Gerichtshof die Urteile bestätigt hatte, schrieb der 33-Jährige an die damalige Justizministerin Beatrix Karl und übernahm die Verantwortung für die Bluttat. Er habe damals "den Verstand verloren" und sein Messer gezogen, weil Robert A. zudringlich geworden sei. Sein Landsmann habe "mit dem Mord nichts zu tun."

Dieser tischte den Geschworenen eine völlig neue Version auf: Es sei ihm klar gewesen, dass Robert A. Sex wollte. Nachdem es im Gebüsch zu geschlechtlichen Handlungen gekommen war, habe er 50 Euro erhalten. Was dann zwischen A. und seinem Landsmann vorgefallen sei, wisse er nicht: "Ich habe weder den Mord noch die Leiche gesehen." Erst bei der Heimreise im Zug habe er erfahren, was passiert ist.

"Sie sind bisher sieben Mal einvernommen worden. Die Geschichte, die Sie heute erzählen, ist völlig neu", quittierte der Richter diese Aussagen. Der 24-Jährige hatte nach seiner Festnahme zunächst jede sexuellen Handlungen abgestritten und erklärt, er wäre von Robert A. auf Drogen angesprochen worden. "Sagen Sie mir einen vernünftigen Grund, warum wir Ihnen heute glauben sollten", forderte der Vorsitzende. "Das heute ist die Wahrheit", meinte L. Er habe sich wegen der sexuellen Handlungen geschämt und daher bisher davon nicht viel erzählt.

Mit der Bibel

Sein Landsmann trat mit einer Bibel in den Zeugenstand und erklärte: "Ich habe Gott kennengelernt. Ich möchte die Wahrheit nicht verschweigen." Dass man in seiner Zelle verbotener Weise Handy und Computer entdeckte, legt die Vermutung nahe, er könnte sich mit Norbert L. abgesprochen haben.

Die Geschworenen glaubten L. nicht und entschieden mit 6:2 Stimmen erneut auf Schuldig: Statt Lebenslang lautet das – nicht rechtskräftige – Urteil nun 20 Jahre Haft.

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