Mit Glückshormonen in den Endspurt

Warten auf den Startschuss: Reporterin Natascha Marakovits (lachend in der Mitte) lief die Halbdistanz als Generalprobe für den Ganzen.
KURIER-Redakteurin tauschte Laptop gegen Laufschuhe und mischte sich unters Volk.

Wenn mich das Kreisen des Hubschraubers weckt und die U-Bahnlinie 1 Richtung Leopoldau am Sonntagmorgen so voll ist wie sonst nicht einmal in der ärgsten Stoßzeit an einem Wochentag, dann weiß ich, es ist wieder so weit: Es ist die Vienna-City-Marathon-Zeit (kurz VCM). Mittendrin statt nur dabei, unter 42.000 anderen Laufbegeisterten, bin auch ich. Zum bereits fünften Mal. Eigentlich wollte ich die gesamten 42,195 Kilometer in Angriff nehmen, die Teilnahme an einem Gewinnspiel für einen Startplatz beim Hamburg-Marathon am 17. April machte mir jedoch einen Strich durch die Rechnung. Als Gewinnerin werde ich dort die Volldistanz in Angriff nehmen und so wurde der VCM zum Genuss-Halbmarathon-Lauf.

Auf geht’s

Mit Glückshormonen in den Endspurt
Vienna City Marathon 2016
Das große Kribbeln – so lässt sich für mich eine Laufveranstaltung am besten beschreiben. Gut beobachten lässt sich dies immer beim Warten auf den Startschuss. Da wird nervös gezappelt, die Schuhbänder werden zum dritten Mal kontrolliert und die GPS-Uhr startklar gemacht. Unter den Wartenden in meinem Block ist auch Karl Erber. Mit "Frankreich wir kommen"-Fahne ausgestattet, soll es für den Niederösterreicher der 34. Marathon werden. "Vor Kurzem war ich in Barcelona", erzählt er. Gefragt nach der Zeit, gibt er zu: "Ich bin nicht schnell. Der letzte Marathon war mit 6:30 Stunden." Dass er sich mit dieser Zeit in einem völlig falschen Startblock eingereiht hat (im Gegensatz zu anderen Marathons wird dies beim VCM nicht kontrolliert), kostet ihn nur ein Schulterzucken.
Mit Glückshormonen in den Endspurt
Vienna City Marathon 2016, Reportage Natascha Marakovits
Ich plaudere noch kurz mit meinen Nachbarinnen neben mir – Evi Jaksch und Anita Brandstötter, die beide die ganze Distanz laufen – und dann geht es auch schon los. 21,1 Kilometer durch Wien. Nach dem üblichen Gedränge und Zick-Zack-Kurs so mancher Mitstreiter geht es dann wider Erwarten doch recht flott dahin. Ich kann mein Tempo laufen, habe - im Gegensatz zu den letzten Jahren - keinen "Stau" auf der Hauptallee. Das motiviert ungemein, denn den VCM hatte ich so noch nie erlebt. Also weiter geht's im zügigen Laufschritt die Schüttelstraße entlang Richtung Ring. Dem Highlight der Strecke.

Eine Laufveranstaltung lebt nicht nur von den Läufern, sondern vor allem auch von den Zuschauern und den Bands, die den Läufern schnelle Beine machen sollen. Da wird auf der Prater-Hauptallee getrommelt, was das Zeug hält. Cheerleader feuern einen an, als wäre man der größte American-Football-Star und aus Musikboxen klingen Hits wie "I’m walking". Ab der Urania bis zu Oper ist die Stadt eine einzige große Party. Beschwingt durch die Musik – ich fühle mich großartig – geht es Richtung Schönbrunn.

Endspurt

Mit Glückshormonen in den Endspurt
Vienna City Marathon 2016, Reportage Natascha Marakovits
Entgegen den Vorhersagen ist das Wetter weit weniger schlimm als erwartet. Einzig der Wind macht die gefürchtete Linke Wienzeile noch ein klein wenig gefürchteter. Doch nach mehr als der Hälfte haben sich die Endorphine im Körper voll ausgebreitet – ich bin einfach nur glücklich – und so komme ich langsam, aber sicher zum Endspurt. Nach 1:52:50 Stunden überquere ich die Ziellinie beim Burgtheater. Keine neue Bestzeit, denn "mit Reserven für Hamburg" sollte ich heute laufen. Hat geklappt. Ich wäre sehr gerne noch weiter gelaufen, aber Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude.
Mit Glückshormonen in den Endspurt
Vienna City Marathon; Reportage
Im Anschluss gibt es Sekt mit Angelika Altmann-Haumer und Monika Syslo. Angelika ist ebenfalls den Halbmarathon gelaufen, Monika ihren zweiten Marathon. "Der Zieleinlauf war traumhaft schön. Ich hatte Gänsehaut", sind sich Angelika und Monika einig. Die Gänsehaut ist bei mir ausgeblieben. Dennoch war es mein bisher schönster VCM-Lauf. Ein neues Ziel habe ich bereits: Nächstes Jahr dann wirklich ganz.

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