Ministergehälter in Spanischer Hofreitschule

Ministergehälter in Spanischer Hofreitschule
Wenn ein Reiter auf ein Pferd steigt, bekommt er eine Gefahrenzulage. Ein skurriler Prozess um die Lipizzaner.

Als Oberbereiter der Wiener Hofreitschule bekommt man monatlich ein Grundgehalt von 3148 Euro. Das ist brutto und sicherlich nicht extrem viel. Am Ende streiften die bis zu fünf Oberbereiter dennoch ein saftiges Jahresgehalt von rund 170.000 bis 180.000 Euro ein. Denn: Wenn ein Reiter auf ein Pferd steigt, bekommt er eine Gefahrenzulage. Wenn er bei der Morgenarbeit um 7 Uhr reitet, dann ist wiederum eine Erschwerniszulage fällig.

Allein diese Zulagen machen rund 70.000 Euro im Jahr aus. Pro Oberbereiter.

Bis zur Gehaltsreform 2008 wurden diese Zulagen, wenn sie einmal wegfielen, sogar durch Prämien wieder ausgeglichen. „System der kommunizierenden Gefäße“ nennt das die Geschäftsführerin, Elisabeth Gürtler.

„Dem Rechnungshof hat das nicht gefallen, wenn man als Oberbereiter mehr als ein Minister verdient“, sagt sie am Dienstag vor dem Arbeitsgericht. Richter Andreas Stöckl kann sich einen Seitenhieb nicht verkneifen: „Vielleicht wird nach Können bezahlt?“

Eine Antwort bleibt aus.

Gürtler, die sich wegen der Metalldetektoren am Eingang ohnehin „wie ein Verbrecher“ vorkommt, kämpft sichtlich mehrfach damit, die Contenance zu bewahren.

Fiona beleidigt

Der Oberbereiter Klaus K. wurde jedenfalls aus disziplinären Gründen 2008 beurlaubt und will nun vor Gericht die entgangenen Zulagen und Prämien wieder einklagen. Dabei soll sich K. – das behauptet zumindest Gürtler – in der Hofreitschule Frauen gegenüber danebenbenommen haben. Als Fiona Swarovski bei einer Damen-Quadrille mitgeritten ist, soll er beispielsweise (vor Fiona) gefragt haben: „Was brauchen wir die g’schissenen Weiber?“

Danach reichte es Gürtler, die als Beruf übrigens „kaufmännische Angestellte“ angibt. Klaus K. wurde dienstfrei gestellt, seine Zulagen einbehalten. Dabei ist K. auch „qualitativ nicht so geritten, wie man es sich in der Hofreitschule vorstellt“, sagt die Sacher-Chefin in ihrer zweistündigen Befragung.

Dann wird es turbulent. Der Oberbereiter wirft Gürtler – mehr oder weniger durch die Blume – mangelnde Sachkenntnis vor, ihr Anwalt tobt. Im Protokoll wird festgehalten, dass Gürtler Dressur-Vizestaatsmeisterin war. Am Ende droht Richter Stöckl Klaus K. und dem Hofreitschulen-Anwalt den Saalverweis an. Der sonstige Glanz und die Glorie der Hofreitschule wird hier nicht unbedingt sichtbar.

Das Prozessfinale ist für 20. März angekündigt und dann wird auch entschieden, ob Gürtlers Gehaltskürzungen 2008 rechtens waren. Gewinnt Oberbereiter Klaus K., dann könnte dies Auswirkungen auf die Bezahlung der anderen Oberbereiter haben. Dann gibt es vielleicht wieder Ministergehälter für sie statt rund 120.000 Euro, wie jetzt.

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