Spielsüchtiger zweigte bei Ärztekammer 240.000 Euro ab

Prozess im Wiener Landesgericht
In Wettbüros wartete er auf Glückssträhne. Mildes Urteil.

Seine Spielsucht ließ einen Mitarbeiter der niederösterreichischen Ärztekammer zum Betrüger werden. Der Mann, zu dessen Aufgaben die Verwaltung von offenen Guthaben von Ärzten zählte, leitete fast eine Viertelmillion Euro auf seine eigenen Konten um. Er finanzierte damit Ausflüge in Wettbüros. Im Prozess in Wien legte der 40-Jährige am Montag ein Geständnis ab.

Zunächst investierte der Mann rund die Hälfte seines Einkommens in seine Leidenschaft. Je mehr er verlor, desto größer wurden seine Einsätze: "Ich wollt' das Geld zurückgewinnen." Irgendwann ging sich das mit seinen Mitteln nicht mehr aus: "Es waren Engpässe, wo ich keinen Ausweg mehr gesehen hab'. Da bin ich auf die Idee gekommen, dass ich mir Geld von den Ärzten ausborge. Ich wollt' es ja zurückzahlen."

49 Überweisungen

Der Mann ging bei seinen Betrügereien recht geschickt vor. Er legte sich unter dem Namen von Ärzten, die bei der Kammer Guthaben hatten, bei Gratis-Anbietern Mailadressen zu und verschickte dann an seine eigene Firmen-Adresse bei der Ärztekammer Schreiben, wo er um Auszahlung der Beträge ersuchte. Als Empfängerkonten gab er seine eigenen an. Zwischen Juni 2014 und Anfang Juli 2017 tätigte der Schwindler 49 derartige Überweisungen. "Ich hab' immer auf eine Glückssträhne gehofft. Dass ich so viel gewinn', dass ich was zurückzahlen kann. Ich hab' es nicht übers Herz gebracht, dass ich einen Schlussstrich mach'", sagte er vor Gericht.

Verteidiger Roland Friis betonte, dass der Mann, der seit seiner Entlassung als Taxifahrer arbeitet, ernsthaft um Schadensgutmachung bemüht ist. Er zahlt monatlich 1000 Euro zurück. Außerdem hat er sich zur Behandlung seiner Spielsucht in eine stationäre Therapie begeben. Der Senat verhängte ein mildes Urteil: 1440 Euro Geldstrafe bedingt.

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